Barmherzigkeit
und Nächstenliebe.
Aus
„Christliche Theosophie“ von Franz Schumi (Kap. 302)
1901,
18. November, Graz. Vater Jesus beleuchtet durch verschiedene
Belehrungen, wie man die Barmherzigkeit durch die Werke der
Nächstenliebe üben und sich die Schätze für das Himmelreich
sammeln soll.
Sei
jedes Menschen wohlgefälliger Nächster und erweise Liebesdienste
Freund und Feind, so wirst du alle Herzen für dich
gewinnen. Selbstverständlich immer solche Liebesdienste, welche man
in die Werke der Nächstenliebe einreihen kann.
Lebe
besorgt nur für das Wohl deines Nächsten im Geistigen und wo es
nötig und dir möglich ist, auch im Materiellen und lasse für dich
Mich sorgen. Denn, wenn du auch keinen Überfluss haben wirst, so
wirst du aber doch nicht Hunger leiden; wohl aber hoch angeschrieben
bei Mir stehen und bald dein Ziel erreichen.
Denn
es ist deine Pflicht, dich für das Wohl deines armen Bruders zu
kümmern und ihm zu helfen nach deinen Kräften; denn alles, was du
für ihn tust, hast du Mir, deinem Vater Jesus getan, Der Ich im
Armen und Bedürftigen deine Wohltaten erheilt.
Denke
viel nach, wie deine Liebe und Demut zu Mir und zum Nächsten
beschaffen ist.
Darum:
Hüte
dich vor Kleider- und Möbelluxus! Rein
und anständig sollst du wohl angezogen sein, aber nicht Sachen
kaufen, die dich "nobel"
machen, weil
du dadurch zu viel für die Materie und zu wenig für den Geist
gesorgt
— somit gestreut hast, statt gesammelt zu haben, weil
deswegen die
Werke der Nächstenliebe an den Armen und Notleidenden vernachlässigt
werden mussten
Jedes
Geld, welches unnötigerweise hinausgeworfen wird, mangelt dir, um
die Werke der Nächstenliebe zu üben. Da man aber nur mit
diesen das Himmelreich erkaufen kann, — wie willst du dann
hineinkommen?!
In
den Sprüchen Salomons heißt es: „Wer sich des Armen erbarmt,
der leiht dem Herrn; Der wird ihm wieder Gutes vergelten.“
Ebendaselbst
liest man: „Wer dem Geringen Gewalt tut, der lästert Gott,
seinen Schöpfer; aber wer sich des Armen erbarmt, der ehrt Gott.“
In
den Psalmen des Propheten David steht geschrieben: „Wohl dem,
der sich des Dürftigen annimmt! Den wird der Herr erretten in der
bösen Zeit.“
Also
schreibt der Evangelist Matthäus in seiner Erzählung über das
jüngste Gericht: „Und der König (Jesus) wird antworten
den Barmherzigen am jüngsten Tage: Wahrlich, Ich sage euch: Was ihr
getan habt Einem unter Meinen geringsten Brüdern, das habt ihr Mir
getan.“
Nehme
keine Bezahlung für die aus Nächstenliebe geleisteten Werke an,
denn sonst haben sie bei Mir allen Anspruch auf Lohn verloren,
weil sie dir die Welt bezahlt hat.
Schätze
dich glücklich aus der Quelle des Vaters zu schöpfen und gebe
gern von deinen geistigen Kenntnissen deinen Nächsten zum Besten,
damit auch das Brot von des Vaters Tische bekommen.
Denke
viel an die Armen, Bedürftigen und Leidenden! Besuche sie und teile
ihnen geistige und leibliche Nahrung aus. Denn diese sind
der Opferaltar deiner Nächstenliebe vor Mir deinem Gott und Vater.
Gehörst
du dem Stande der Personen an, welche ihre Arbeiten taxieren, so sei
christlich und nicht unchristlich in deinen Rechnungen!
Trachte
nach Möglichkeit, deine Arbeit dir nicht über zahlen zu lassen;
denn was du hier zu viel gerechnet hast, wirst du im Jenseits unter
großen Anstrengungen und Qualen selber zurück abdienen müssen,
weil du wieder soviel an Arme rückzahlen wirst, als du ihnen hier
abgedruckt hast. Daher:
Hüte
dich vor jeder Unterdrückung und Ausbeutung des Nächsten! Es
ist Blutgeld — und wird daher mit hundertfältig schwierigerem
Selbstverdienen zurück bezahlt werden müssen! —
Jeder
forsche nach, wie seine Liebe zu Mir, zum Nächsten und zu sich
selber ist! Stellt den Vergleich mit der Zahl 666 oder 111 an,
nämlich: 600 für Mich, 60 für den Nächsten (wenn er in Not ist)
und 6 für dich — oder: 100 für Mich (da du Mich über alles
lieben sollst), dann 10 für den Nächsten und 1 für dich, und
trachte diese Zahlen in das rechte übereinstimmende Verhältnis zu
bringen, dann hast du das Ziel des Lebens erreicht.
Viele
Menschen schwelgen im Überfluss ihrer Einkünfte und wissen nicht,
wie sie dieselben durch verschiedene Vergnügungen verzehren und
vergeuden sollen, während hunderte und tausende armer Familien ein
entsetzliches Elend und Hunger und Not durchkosten müssen.
Hier Meine Kinder ist der einzige Opferaltar, den Ich als Gott im
alten und neuen Testamente aufgestellt habe, während alle anderen
materiellen Opfer und Zeremonien vor Mir ein Gräuel sind, wie Ich
schon im alten Testament durch die Propheten verkündet und
geoffenbart habe.
Denke
nach, wie viel du monatlich für dich verbrauchst, und wie
viel du von deinem Überfluss den Armen gibst, und wie du
es ihnen gibst, ob aus Liebe oder purem Pflichtgefühl! Letzteres ist
sehr fraglichen Wertes. — Wer aber die geistige Kost aus
Meiner Lehre reicht,
der tut am besten.
Rechne
nicht nach, wie viel du in Meinem Namen den Armen gibst! Damit Ich
nicht die Ursache habe die Zahl deiner Sünden dir vorzulegen und dir
zu sagen, wie viel Ich täglich dir Wohltaten erweise, für die du
Mir nicht dankst! —
So
jemand irgend ein Gastmahl gibt und ladet dazu seine reichen Nachbarn
und Freunde ein, so hat er dadurch zwar nicht gesündigt, aber im
Himmel wird er darum auch keinen Lohn zu erwarten haben, dieweil ihm
Solches seine Freunde hier entgelten können. — Daher ladet
die Armen
zu Gast, und es wird euch das vergolten
werden im Himmel; denn
die Armen können es euch hier nicht vergelten.
So
ist es auch mit denen, die ihr vieles Geld gegen Zinsen ausleihen und
nach einer bestimmten Zeit das Kapital auch wieder zurückverlangen.
— Sie begehen dadurch, so sie keinen Wucher treiben, eben auch
keine Sünde, aber im Himmel werden sie darum keine Zinsen zu beheben
haben. — Wohl aber darum, so sie auch den Armen in ihrer Not Geld
ohne Zinsen und auch ohne Rückzahlung des Kapitals leihen. — Also, den Armen aller Art auf
jede mögliche gute
Weise zu helfen, ist das wahre Werk der Nächstenliebe.
Verzichte
auf den Weltlohn und vergängliche Weltehre! — sondern
sammle dir Schätze für die Ewigkeit! Lasse
nicht Erinnerungs-Lobreden deines Mildtätigkeitssinnes dir nachsagen
von Funktionären und Geistlichen der wohltätigen Vereine, denn das
ist alles gegen Meine göttliche Lehre. Still geben, wer
was geben will, und nach schauen, dass das Gegebene seiner Bestimmung
auch gewiss zugeführt wurde.
Wer
aber seine Spenden in Zeitungen mit Namen ausposaunen lässt, der
bekommt nicht nur schon auf der Welt die wertlose vergängliche Ehre
in der Öffentlichkeit, sondern es steckt auch noch etwas Eigenliebe
und Hochmut dabei, seinen Namen überall bekannt gemacht zu haben,
dass die Welt weiß: Der hat's, der kann's, der tut's — und Andere
haben auch, aber sie tun es nicht, weil sie selbstsüchtig und
unbarmherzig sind. — Lasst euch nicht
durch Almosengeben Hochmutssünden, wie es dem Pharisäer
geschehen, erwachsen!
—
Die
Unterstützungen an arme Verwandte, Freunde und Bekannte sind eine
Art Pflichtgefühl, dem der Unterstützer nicht entweichen
kann, wenn er nicht als Geizhals ausposaunt werden will. Daher ist
diese Art Almosengeben nicht gleich dieser, wenn man ganz fremden
Menschen gibt, weil gegen letztere kein Pflichtgefühl, sondern bloß
Mitleid und Barmherzigkeit in Aktion treten und aus Liebe zu Mir dem
Nächsten geholfen wird. Dieses Geben hat einen unvergleichlich
größeren Wert als dort, wo Pflichtgefühl mahnt und drängt, und
daher ein solches Geben einen sehr geringen Wert aufweist. Freilich
kann auch da mit wahrer Liebe gegeben werden, aber wie Viele tun das?
—
Tue
Gutes stets und immer, wo es Not ist: Für den Empfänger
ist es eine Wohltat; für dich ein Segen und Gnadenschatz, womit du
den Himmel erlangst. Darum sollst du Gutes
tun, weil die Menschen Kinder Gottes sind und Gott Selber in ihnen
Wohnt.
Wenn
der Mensch von seinem Überfluss an Arme und Bedürftige teilt, so
tritt er in den Kreis seiner Göttlichkeit, da er dasselbe tut, was
sein Vater im Himmel tut. Er wird aus seinem wohlhabenden
Sonderstande der Menschheit, wo sich bisher meist das
Höllengeistertum aufhielt, in lichte Höhen der himmlischen Geister
versetzt, wenn sein Wohltun aus wahrer Liebe zu Gott und den Nächsten
stammt und in stiller Verborgenheit gewirkt wird.
Durch
das stille Wirken in der Nächstenliebe wird der Mensch ein
Himmelsgeist, ein Kind seines Vaters im Himmel, und entzieht sich der
irdischen Tiefe, die ihn nur zur Materie zieht, deren Folge Tod und
Hölle ist. Nur
durch das stille Wirken im Kreise der Armut und des Elends sammelt
man sich die Schätze, durch welche das Himmelstor für euch aufgeht
und der Himmel erkauft wird. Wer
von diesen geistigen
Schätzen
nichts hat, wenn er im irdischen Leben genug an irdischen Schätzen
hatte, wird im Geisterreich ein Bewohner der Hölle, nackt, hungrig
und durstig und mit geistigen Leiden geplagt, nach Maßstab seines
jetzigen Habens und nicht Gutestuns.
Glücklich
ist der Mensch, der seine Lebensaufgabe nach göttlichen Vorschriften
richtig erfasst und ins Werk setzt, denn er wird den Lohn des Lebens
empfangen, welcher ist die Eroberung des Himmels mit seinen
Schönheiten, seinen Herrlichkeiten und übersinnlichen Wohlgenüssen.
Öffentlich
gewirkte Armenunterstützung soll nicht den Stempel der
Öffentlichkeit tragen; denn Ich lehrte: Deine Linke soll
nicht wissen, was deine Rechte gibt! Und dieser Spruch eures ewigen
Vaters bleibt ewig in Kraft. —
Nach
Meinen neuesten Kundgaben heißt es: Wenn ihr öffentlich ausposaunen
lasst, was ihr den Armen gegeben habet, so weiß durch die Zeitungen
die Menschheit davon, spricht über eure Almosenspenden und lobt eure
Barmherzigkeit; damit aber habet ihr euren Lohn bei Mir, eurem Gott
geschmälert, wenn nicht ganz eingebüßt.
Wer
Almosen gibt, der gebe sie selber; oder, wenn er gibt und dies in die
Zeitungen der Öffentlichkeit übergeben werden soll, so soll er
seinen Namen nicht öffentlich preisen, sondern es soll bloß die
Summe genannt werden, die jemand unter irgend einem Losungswort
spendete, dann wird ihm sein Wohltun an Armen und Bedürftigen im
Himmel hundert- und tausendfach vergütet; denn da hat die Linke,
welche die Welt bedeutet, nichts erfahren, was die Rechte, d.h. die
Liebe in ihrem Mitleide und ihrer Barmherzigkeit tat. Daher
müsst ihr die Almosen so geben, dass es weder den Stolz des Gebers
nähre, noch den Empfänger in seiner Ehre als ebenbürtigen Menschen
empfindlich sei oder ihn kränke.
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