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Worte an einen Rationalisten (I) (Verstandes-Menschen). empfangen von Gottfried Mayerhofer, 22. September 1870, G. M. T. Dein Bruder M. hat dich gebeten um eine Antwort für einen seiner Freunde, der, nur mit der Verstandeslaterne allein versehen, die ganze Schöpfung, ihr „Warum“ und „Was“ erleuchten möchte, nachdem er das Gefühls- oder Herzens- oder innerstes Geistes-Leben verworfen hat und also trotz allem Forschen und Grübeln nicht zu etwas Befriedigendem kommen kann. Nun, Ich will es versuchen, einer Seele, die zwar hungrig und durstig ist, aber noch nicht weiß, welche Speise oder welche Getränke ihr eigentlich den Hunger und Durst befriedigen könnten, die geeigneten Nahrungs- und Linderungsmittel dar zureichen; ob diese Seele sie annimmt, und wie sie diese geistig verdauen wird, das werden wir in der Folge sehen. Dein Bruder M. fühlt es sehr gut, dass, um seinem Freunde den eigentlichen Trost und Frieden zu verschaffen, nicht menschliche Suppositionen (Lehrmeinungen) ausreichen, weil es nur immer ein aus Vernunftgründen zusammengestoppeltes System wäre, welches einem andern entgegengesetzt wird, und am Ende, von Meinem Standpunkt aus betrachtet, eines so wenig Halt und Festigkeit hat, wie das andere; er wandte sich deswegen an Mich mit der innigsten Bitte, es möchte doch auch diesem Freunde die Ruhe und der Friede gegeben werden, wie er ihn durch Lesung und Danachlebung Meines (neuen) Wortes so reichlich genießt. So will Ich es denn versuchen, einer irrenden, aber dem Guten nicht abgewandten Seele, wie die Mutter einem neugeborenen Kind die Mutterbrust, so auch ihm die ersten geistigen Nahrungsmittel zu verabreichen; auch neugeborene Kinder verschmähen oft die Mutterbrust; wir wollen nun sehen, wie deinem Freunde diese neue Kost, und zwar aus ihm ganz unbekannten Händen munden wird! – Dass ein Gott, ein Schöpfer und Vater aller Kreatur, sich einem menschlichen Wesen vermittels eines andern Menschen kund gibt, ihn belehren, ihn geistig erziehen und bessern will, das wird diesem Freunde deines Bruders wohl im Anfang nicht so recht zu seiner bisher gewohnten Denkungsart passen; denn er wird wahrscheinlich antworten: „Das ist nicht möglich! Wie kann oder will ein Gott, vorausgesetzt, dass einer besteht, Sich in Seiner unendlichen Größe mit uns Würmern abgeben? Wie soll Ihm, dem Allmächtigen, etwas daran gelegen sein, wie ein oder der andere Mensch denkt, geistig fortlebt, oder je gänzlich verloren geht? Es beweist doch die ganze Schöpfung und alles Sichtbare in jedem Augenblick, dass am Zerstören eines einzelnen Lebens, ja von tausenden Ihm nichts gelegen ist! Und dieser von euch törichten und leichtgläubigen Menschen verehrte Gott sollte sich herablassen, auf diesem kleinen Sandkorn von Erde ein noch tausend und tausendmal kleineres, all da vegetierendes Würmchen, den Menschen, belehren zu wollen! Nein, das grenzt an Narrheit oder furchtbaren Unsinn!“ – So, liebes Kind, denkt wohl dein Freund, und sieh, er auf seinem Standpunkte, wo er jetzt steht, hat recht; er kann und muss so denken, gemäß dem, was er teils von seinen Erfahrungen und von seiner Anschauung der Schöpfung insgesamt, teils aus den in seine Hand geratenen Büchern, denen er allein vollen Glauben schenkte, eingesogen hat. (Bücher: Darwin u.a.) Bevor Ich also auf auch nur einen seiner Zweifel eingehen kann, muss Ich es versuchen, ihm erst das begreiflich zu machen, dass solche außerordentliche Kundgebungen möglich und schon seit den frühesten Zeiten vorgekommen sind und noch stets sich ereignen können, und nun mehr als je den Menschen zufließen. Dieser Freund deines Bruders teilt sein Leben in Gefühls- und Verstandesleben ein, er macht zwischen beiden einen großen Unterschied. Nun will Ich ihn bloß fragen: Hat er sich jemals wohl einen klaren Begriff machen wollen, was denn eigentlich Gefühlsleben und was Verstandesleben ist, wo das eine und wo das andere herkommt? Bei genauer Betrachtung wird er eigentlich keine befriedigende Antwort geben können, die jeden Einwurf zurückweisen könnte. Nun, so will Ich also vorerst Selbst Fragen aufstellen, und dann diese Fragen auch Selbst beantworten, da Mir daran liegt, diesem Freunde Meine Ansichten zu erläutern, und nicht die Seinigen entgegen zunehmen, die Ich schon längst weiß. „Was heißt überhaupt Gefühl, was Gefühlsleben? Wo kommt es her, zu was führt es, und welcher Unterschied besteht im Vergleich mit dem Verstandesleben?“ Lauter Fragen, die inhaltschwer genug, erläutert werden müssen, wenn man nur im mindesten auf solche Fragen und ihre respektiven (entsprechenden) Antworten ein geistiges Gebäude, ja die Einrichtung der ganzen Unendlichkeit aufbauen will, und zwar fest und dauerhaft, dass nicht ein Windstoß neuer aufgetauchter Ideen eines sogenannten Gelehrten dasselbe wieder umstoßen könnte. Also nun zur Sache! Was heißt Gefühl? Dieses war die erste Frage; nun so antworte Ich: „Gefühl ist etwas, was man fühlt.“ Was heißt aber fühlen? Hier steckt es; denn Denken und Fühlen sind weit voneinander unterschieden. Mit seinen äußerlichen Sinnen fühlt der Mensch alle Eindrücke der ihn umgebenden Natur; mit dem inneren Gefühlsvermögen nimmt er wahr die Einflüsse einer geistigen Natur, die, er mag sie verleugnen wie er will, aber doch da sind! Dahin gehört die Stimme des Gewissens, die eben, wie es eure Sprache nennt, etwas Gewisses ist; und trotz alles philosophischen und wissenschaftlichen Streits der Gelehrten und Nichtgelehrten doch (jeden) mit ihrem eigenen Raisonnement (Folgerungen) verfolgt, das oft nicht zu dem passt, was die Gelehrten anderen aufdrängen möchten, während sie doch mit sich selbst nicht im reinen sind. Dieses Gefühl und Gefühlsleben ist also nicht materiellen, sondern geistigen Ursprungs, das heißt, es führt uns zur Annahme, dass außer allen sichtbaren und unsichtbaren Naturelementen noch eine höhere Stufe von geistigen Dingen existiert, die wir nicht wägen, nicht sehen und nicht chemisch zersetzen können; die im Ganzen da sind, sich wohl fühlen, aber weder sehen, noch hören, ja sogar nicht denken lassen, wie zum Beispiel das Gefühl, das einen jeden ergreift bei Anhörung erhabener Musik; was könnt da ihr Menschen, könnt ihr auch einen Akkord denken, oder vielmehr nur dessen Eindruck auf eure Seele fühlen? Nachdem wir nun festgestellt haben, dass ein Gefühl und Gefühlsleben existiert, so müssen wir doch auch natürlich auf den nächsten Gedanken kommen: „Von wo kommt dieser Strom der seligsten Empfindungen, deren ein menschliches Herz fähig ist, her? Wo ist sein Anfang, und wo sein Endziel oder Gipfelpunkt?“ Das nun bewiesene geistige Reich, das höher als alle elementare Materie ist, muss natürlich in aller Materie mehr oder weniger vorhanden sein, um deren Bestehen zu bewirken. Wenn die Menschen einen Baum umhauen, eine Pflanze ausreißen, wissen sie wohl, ob der Baum oder die Pflanze bei diesem gewaltsamen Akt etwas fühlt? Sie wissen es nicht! Mit dem Nichtwissen ist aber noch nicht bewiesen, ob der Baum oder die Pflanze nicht materiell Schmerz und geistig den Tod fühlt! Denn was eure Sinne für den Moment nicht wahrnehmen, ist noch kein Beweis von dessen Nichtexistenz; dieses Gefühlsleben ist also wahrscheinlich in allem Geschaffenen mehr oder weniger vorhanden, gemäß der Individualität (Wesenheit). Nun liegt die Frage doch wohl nahe: "Wenn das Gefühl gewissen Gesetzen gemäß da ist, wer hat denn diese Gesetze festgestellt, wer sie in ihre geregelten Schranken gewiesen, über welche sie nicht hinaus können?" Wo Gesetze, muss auch ein Gesetzgeber sein; denn Elemente und Naturkräfte gestalten sich nicht von selbst; wenn also aus den Gesetzen der Gesetzgeber naturgemäß bedingt ist, so versteht es sich von selbst, dass bei aller weisesten Gesetzen auch ein aller weisester Gesetzgeber sein muss, Der der Gipfelpunkt aller Weisheit ist. So viel ihr Menschen in der Natur bis jetzt habt erforschen können, so habt ihr im Großen wie im Kleinen überall die gleiche Vollendung erkennen können; nirgends habt ihr stiefmütterliche Behandlung gesehen, eine Zentralsonne ist so perfekt wie eine Grasmilbe. Was geht aus diesen Entdeckungen hervor? Es geht das große Grundgesetz daraus hervor, dass dem Gesetzgeber und Erhalter des Universums von dem letzten Sternbild bis zum kleinsten Infusionstierchen auf eurer Erde nicht eines wichtiger als das andere ist, sondern dass alles auf seiner Stufe mit gleicher Sorgfalt eingerichtet, erhalten, und zu seinem Zweck des Fortschreitens weiter ausgebildet wird. Wenn ihr nun dieses bloß aus euren Forschungen schon annehmen müsst, so geht natürlich daraus hervor, dass, wenn dem Schöpfer eine Milbe von Wichtigkeit ist, es doch auch der menschliche Geist mit all seinen Eigenschaften sein muss, und dass, wenn der Schöpfer kein Atom vergehen oder sich verlieren lässt, Er noch weniger eine menschliche Seele oder ganze Völker als verloren ansehen will. Nun, wenn die Menschen mit ihren guten, aber auch bösen Eigenschaften und ihrem völlig freien Willen so weit von dem eigentlichen Ziele abgekommen sind, weswegen sie der Schöpfer erschaffen hat; sollte es da nicht möglich sein, dass dann eben dieser Gott oder Schöpfer zu besonderen Mitteln greift und durch Sein Einfließen in das Herz eines einzelnen von ihm erwählten Propheten oder Mediums (wie ihr es jetzt nennt) die andern verlorenen Geister und Seelen wieder auf den rechten Weg zurückbringen möchte?! Hier sind wir also endlich auf einem Punkte angekommen, wo unser Freund vielleicht sich überzeugen könnte, dass (wenn auch nur in außerordentlichen Fällen) ein solches Einfließen möglich ist. Dieses Einfließen kann jedoch nur in dem Organ geschehen, welches dem geistigen Geber entspricht, und dieses Organ ist das Gemüt, das Herz oder das Gefühl, das als Erstes, Höchstes, und zum erhabensten Aufschwung, dem Gott ähnlichen Geistesflug allein geeignet ist. Der Verstand gehört der Welt, ihren Bedürfnissen und ihren materiellen Interessen. Das Gefühl ist das Organ des geistigen Lebens, das nur flüchtig hier auf dieser Welt gekostet werden kann, hier nicht bleibend ist, und höchstens eine leise Ahnung einer geistigen höheren Welt zurücklässt. Ich musste so weit ausholen, um diesem Freunde wenigstens einen kleinen Wink zu geben, teils aber auch ihn ahnen zu lassen, was das für eine Gnade ist, wenn jemand, wie er jetzt eben, von Mir, dem Herrn alles Geschaffenen, belehrt wird. Ich liebe ihn, wie alle Meine Kinder, wie alles Geschaffene. Nichts will Ich verlieren, und so auch ihn nicht, der eben nicht eine der unedelsten Seelen ist, die auf diese Erde zur kurzen Prüfungszeit versetzt wurde. Dein Freund beklagt sich in seinem Brief an deinen Bruder über die verschiedenen Misstöne, die er in der Schöpfung, die er im menschlichen Leben, ja die er überall sieht, wohin er sein Auge wendet; er führt Redeweisen von Gelehrten an, die Mich verurteilen und von Meinen Einrichtungen sprechen, wie der Blinde von der Farbe. Mein lieber Freund! Schon oben habe Ich es gesagt: Der Verstand gehört zu der Beurteilung von Weltdingen, Maschinen zu erfinden und Entdeckungen zu machen, um euer Leben bequemer einzurichten, oder dem einen oder dem andern mehr Macht zum Herrschen einzuräumen und so weiter. Aber was ihr auch alles mit dem Verstand nur immer aushecken mögt, Meine Schöpfung, ihr „Warum so und nicht anders“ könnt ihr damit nicht ergründen. Mit dem Gefühl könnt ihr es wohl ahnen, aber auch nicht begreifen; nur erst, wenn Ich Mich ins Mittel lege und euch einen Blick in Mein Wirken machen lasse, nur dann wird euch etwas Licht werden, und dann werdet ihr aber auch mehr den liebenden Vater, als den unerbittlichen Gott in Mir finden, Der nie zerstören, sondern stets aufbauen und sammeln will! Dein Freund sagt ferner in seinem Briefe, es werde sehr viel auf Gemütserziehung verwendet, ja mehr als auf Bildung des Verstandes. Hierauf muss Ich ihm bemerken, dass Ich gerade der entgegengesetzten Meinung bin; es wird nun beinahe in allen Erziehungsanstalten das Gemüt, das Herz mit seinen edlen Eigenschaften fast ganz vernachlässigt und nur der Weltverstand allein ausgebildet; ebendeswegen herrscht so viel Schlechtigkeit unter den Menschen, weil sie bloß Kopf und kein Herz haben; ebendeswegen auch Meine Zulassung von Elend und Unglück in der menschlichen Gesellschaft, um das in der Jugend vernachlässigte oder irregeführte Gefühl zu wecken, um der inneren Stimme wieder Gehör zu verschaffen, um zwischen weltlichem und geistigem Wohlsein und Vorteil das letztere dem ersteren wieder vorziehen zu lernen. Durch Elend und Missgeschicke wecke Ich die schlummernden Herzen auf; im Elend suchen sie dann Mich, Mich, den sie im Wohlleben ganz vergaßen, ja oft auch ganz verleugnet hatten. Von diesem Standpunkte aus die Erde nur als eine Übergangsperiode betrachtet, muss dein Freund alle Leiden, die ihm oft Mitleidsseufzer auspressen, ansehen, und er wird (wie Meine Engel und reinen Geister) dort segnen, wo er jetzt fluchen möchte. Was wäre der Mensch, wenn er nicht am Ende, als letzte Zufluchtsstätte gegen alle Missgeschicke, sein eigenes Herz, sein inneres Leben hätte? Der Verstand mit all seinem Wissen ist kalt; und wo Kälte, da ist kein Leben! Das Gefühl erwärmt; dort, wo geistige Sonnenstrahlen, Embleme (Zeichen) der ewigen Liebe, das gefolterte Herz durchzucken, dort facht sich die Flamme der Begeisterung an; dort genießt der Mensch nun die höhere Weihe der Ahnung eines weit über diesem Erdenleben nur manchmal durch den Sargdeckel durchschimmernden Lichtes einer höheren und schönern Welt. Wer hat nicht schon solche Stunden empfunden, die ihm das Betrachten der Natur, oder die Produkte wahrer Dichter und Musiker geboten haben?! Und alle diese schönen Empfindungen, wohin führen sie denn eigentlich? – Gewiss nicht zu einem zerstörenden, streng richtenden Gott, nein, sondern zu einem liebenden Vater und Erhalter aller Seiner geschaffenen Wesen. Auch in der Natur trügt der Schein, wenn das menschliche Auge nur mit menschlicher Vernunft dieses Zerstören eines Tieres durch das andere, dieses Würgen und Morden mit Weltvernunftansichten beurteilt. Ihr Menschen beurteilt da oder dort mit mitleidigem Herzen die Zerstörungen in der Natur, die ihr seht, und die von Mir aus weisen Gründen so und nicht anders festgesetzt sind; aber wo es eure Unterhaltung oder die Tötung der Zeit, die ihr mit nichts Besserem vertreiben könnt (oder zu können wähnt), angeht, da beachtet ihr nicht, wie ihr aus Langeweile unschuldigen Tieren auf der Jagd das Leben raubt, um eure Mordlust daran zu kühlen. Ihr verurteilt den Vogel, der unbarmherzig die Insekten verzehrt, was er nur zur Erhaltung seines eigenen Lebens tut, dort findet ihr einen ungerechten Gott; bei eurer Fresslust aber, wo alles nur für euren Magen lebt, wo ihr bei weitem mehr noch würgt und mordet als viele Tiere, und das nicht aus Not, sondern aus Übermut und Langeweile, da findet ihr schwache Geschöpfe euer Treiben gerecht, ja sogar lobenswert, während ihr dort einem liebevollen Schöpfer das vorwerft, was vielleicht gerade zu eurer Existenz mehr notwendig ist, als ihr es euch je vorstellen könnt! Deshalb, Mein lieber Freund, lerne zuvor lieben und ehren Den, der dir mit jedem Pulsschlag Tausende von Gnaden angedeihen lässt; lerne die Sprache der Natur verstehen, und du wirst nicht so viele Dissonanzen mehr darin finden, wie bis jetzt! Sei versichert, die Welt ist stets die gleiche; ein liebendes Gemüt sieht nur Liebe, wo ein erbittertes Hass und Zwietracht findet! Nicht die Welt selbst, sondern den Spiegel derselben nur siehst du in deinem Herzen; reinige den Spiegel, und das Abbild Meiner Natur, die stets die gleiche bleibt, wird sich dir bald auch reiner zeigen! Lies Meine alten und neuen Worte, dort liegt der Friede und die Ruhe, die du in Büchern von Gelehrten vergebens suchst. Die Gelehrten schreiben ihre Bücher, die meisten, um sich die Ruhe zu verschaffen, die ihnen selbst fehlt; oder sie wollen andern den Frieden und die klare Ansicht von der Welt geben, welche ihnen selbst in allen Ecken gemangelt hat. Gebrauche deinen Verstand für deine weltliche Laufbahn, lasse aber auch hier den Verstand durch Liebe begleitet sein; dann wird es in dir schon ruhiger werden, du wirst Gott, den Schöpfer und den Vater, näher kennen und lieben lernen, und wirst nicht mehr andere weder bedauern noch beneiden dürfen. Folge Meinem Rat, und bald wirst du diese Stimme, die jetzt durch einen andern Menschen zu dir spricht, in dir selbst vernehmen, die dir dann Friede, Trost und wahre Ansicht der Welt und ihres Lebensprozesses geben wird! Dieses sei dir gesagt als Trost, Ich schätze dich, weil Ich dein Herz kenne; es braucht nur den rechten Leiter, um es auf den wahren Weg zu bringen; dieser Leiter will vorderhand Ich Selbst sein; und so folge Meinem Rat, und du wirst es gewiss nie bereuen. Dies sagt dir dein huldvollster Vater! Amen!
Worte an einen Rationalisten (II). 8. Dezember 1870, G. M. T. Du bist schon wieder angegangen worden, für den Freund deines Bruders M. als Antwort auf dessen letzten Brief Trostworte und Erklärungen von Mir zu erflehen. Nachdem es euch beiden am Herzen liegt, aus eurer Bruderliebe diesem Freunde soviel als möglich seine Zweifel und seine von Weltgelehrten eingesogenen Begriffe zu erläutern, und ihn, der zwar nach Aufklärung seufzt, aber dabei doch das früher Aufgenommene nicht fahren lassen will, den gewünschten Trost und die Ruhe wiedergewinnen zu helfen, so wollen wir sehen, ob wir nicht dieser Seele, statt ihres vermeintlichen „wissenschaftlichen“ Lichtes, ein anderes geistiges Licht anzünden können, das sich zu dem früheren verhält, wie Sonnen- zum Kerzenlichte. Dein Freund ist natürlich in Aufregung gekommen durch Meine Worte, die ihr ihm gesandt habt. Diese Kost ist ihm neu, zwar nicht hart, aber doch ungewöhnlich; denn sie ist eine Kost für das Herz und nicht für den Kopf. Eure Weltgelehrten, die, wie Ich es schon das vorige Mal sagte, nicht gerade alles glauben, was sie schreiben, und auch öfters auf dem Totenbett alles widerrufen, was sie geschrieben haben, diese Gelehrten, wie sie sich irrtümlich nennen, bauen oft, ja meistens ihr ganzes System auf eine Hypothese, die falsch oder nicht, für sie wenigstens beweisbar ist; sie wissen dann mit so schönen Worten und so vernünftig scheinenden Schlüssen auf dieser Hypothese ein Gebäude aufzubauen, dass, wer den ersten Satz (der Hypothese) als wahr annimmt, natürlich auch alles andere glauben muss. Aber am Ende eines jeden so „geistreich“ abgefassten Buches, was ist denn da der gewöhnliche Schluss? Er ist, „dass bis hierher die materielle und rationelle Forschung geht, und weder geschichtlich noch experimentell weiter nachgewiesen werden kann, indem Erfahrung und die Instrumente nicht ausreichen, diese so schön ausgearbeitete Behauptung weiter verfolgen zu können“. Was haben eure Gelehrten nicht alles schon geschrieben über die Entstehung der Erde, über ihre Formation, ihr Alter usw., und was ist das Endresultat? Dass sie nichts wissen! Denn diese Erd-Erschaffung, ihr nach und nach entwickelter Ausbau, ihre Bevölkerung von den untersten Schaltieren bis zum Menschen, umfasst solche Zeiträume, dass die Geologen noch so viel herum graben mögen in den letzten Schichten der Erdrinde, und sie werden dort nichts Erhebliches finden von dem, was Ich nur allein weiß. Was haben die Astronomen auf den mühsamen Wegen der Mathematik herausgefunden, aus dem großen Sternengewölbe, das jede Nacht über ihren Häuptern ein Meer von Wundern für den menschlichen Geist ausbreitet? Nur die Entdeckung von einer kleinen Zahl von Planeten, die eure Sonne umkreisen; außer diesen wissen sie nichts. Die allernächste Sonne, die außerhalb eures Sonnensystems kreist, bleibt für sie trotz aller ihrer besten Instrumente ein kleiner Stern, und ein großes Rätsel. Was wissen sie von den großen Sternen- oder Sonnenkomplexen, die ihr Nebelflecken nennt? Nichts! Eure Fernrohre reichen nicht bis dahin, und eure Zahlen langen nicht aus, die Entfernungen auszudrücken, wo noch Sonnen voll Glanzes und voller Wunder mit Mich liebenden Wesen einander umkreisen und Mir, dem Herrn, ein beständiges Loblied singen; während dein Freund mich nur zur Not als da seiend annimmt (und das alles erst in eurer für euch unendlichen Hülsenglobe; was können sie erst von dem wissen, was außerhalb deren Haut liegt, wogegen diese ganze für euch unendliche Hülsenglobe im Universum nur ein Atom ist?). Was wissen die Gelehrten eurer Welt vom Tierreich, was wissen sie, wie die Tiere die Welt und die Menschen sehen? Seht, ein Ochs ist für euch eine ganz fremde Welt; ihr wisst nicht, ob er euch grau, rot und blau, klein oder groß sieht; sein geistig intellektuelles Leben ist euch und allen Gelehrten ewig ein Rätsel, und so das Leben eines jeden Tieres. Die Gelehrten können nur die Tiere der Gattung nach äußerlich einteilen, sie zerschneiden, ihren materiellen Bau und seine Ähnlichkeit mit dem nächst stehenden Tiere nachweisen, einzelne Eigentümlichkeiten in ihrer Lebensweise belauschen; aber warum das Tier da ist, wissen sie mit all ihrem Forschen nicht; und wenn sie dann aus dem Labyrinth von Rätseln nicht mehr herauskommen, in das sie sich selbst hineingearbeitet haben, dann fangen sie an, Mich anzuklagen, und glauben in ihrer Stubenweisheit an Meiner Stelle alles gescheiter gemacht zu haben, als Ich Selbst. Was wissen denn eure Ärzte und Anatomen samt ihrem unaufhörlichen Leichenzerschneiden (NB. und gar Vivisezieren) und dem chemischen Analysieren der Elemente, aus denen der menschliche Körper zusammengesetzt ist? Sie kommen Mir alle vor wie ein Schneider, der aus den Kleidungsstücken, die er zur Ausbesserung bekommt, den Charakter und die geistigen Eigenschaften dessen herauszufinden wähnt, der sie getragen hat. Das Materielle, ja das Grobmaterielle nur ist ihnen sichtbar, aber die stille Kraft mit Intelligenz, die diese Gefäße bis ins Kleinste mit gleicher Vollkommenheit baut, sie belebt und sie von der Zeugung an aufbaut und bis zum Tode erhält, diese Intelligenz kennen sie nicht; denn mit dem Sezieren lässt sie sich nicht finden. Seht das Gehirn eines Menschen an; was ist denn dieses Gewebe von verschiedener in feine Häute abgeschlossener und getrennter Masse mit ihren Windungen? Warum sind diese Windungen, warum
nicht
eine Masse, warum ist die graue und warum die weiße Masse? Zum Teil
glauben eure Gelehrten entdeckt zu haben, wo diese oder jene
Fähigkeit ihren Sitz hat. Was ist aber Fähigkeit oder
Leidenschaft? Seht, alles dieses! Wäre auch das Gehirn zutage gelegt und der Beobachtung zugänglich, so würden diese Gelehrten doch nichts sehen; denn ein Gedanke hat keinen Körper. Gerade hier in der halbkugelförmigen, weißgrauen Masse des Gehirns grenzen zwei Welten aneinander, die trotz alles Bestreitens doch da sind. Mag auch so mancher Materialist mit sophistischem Unsinn es weg leugnen wollen, an ihm selbst, noch im Wegleugnen beweist es sich, dass es existiert. – Siehe nun, dein lieber Freund hat in diesen Büchern das süße Gift der menschlichen Weisheit aufgesogen; er ist diesen Gelehrten Schritt für Schritt gefolgt, hat ihre Beweisgründe auch in seinem Leben oft dem Anschein nach bestätigt gefunden, und so ist er nun die Beute eines „Pseudo-(falschen)Wissens“, das ihn nicht befriedigt und nicht tröstet, sondern ihn verdammt, das traurige Schicksal, das diese Gelehrten dem Menschen in der Schöpfung angewiesen haben, leider mit ihnen zu teilen, nämlich geduldig abzuwarten, bis nach vielem Unglück und Leiden des menschlichen Lebens endlich auch seine Stunde schlägt, die ihn aus diesem Jammertal entführt und ihn vielleicht zu einem Stück Wasser, oder Äther, oder Stickstoff macht (nach ihrer Idee)! Diese untröstliche Aussicht ist es, die ihn danieder drückt, und da (zu ihm!) noch niemand gekommen ist, der ihn eines Besseren belehrt hätte, so ist er seines Lebens satt und seiner Existenz müde. – Ja, Mein liebes Kind, du hast wohl recht, wenn du die Welt so anschaust, wie du es wirklich tust, dass du gleichsam den Tag verfluchen möchtest, an dem du das Licht der Welt erblickt hast, und wo du schaudernd daran denkst, wenn der Tag kommt, an dem du wieder in ein unbewusstes Nichts zurückkehrst, aus dem du gekommen zu sein glaubst. Diese Aussicht ist freilich traurig, hoffnungslos nach so vielen Drangsalen, Leiden und Krankheiten, die den Menschen auf seiner ganzen irdischen Laufbahn begleiten, am Ende auf gar keine Vergeltung zu hoffen und nicht einmal den Grund zu wissen, warum man gelebt hat! Dies ist wirklich einem Gott nicht angemessen, Menschen erschaffen zu haben, die während ihres ganzen Lebens sich untereinander plagen, um am Ende wieder zu vergehen und sozusagen gar keinen Zweck gehabt zu haben, weder auf diese Erde zu kommen, noch von selber wieder wegzugehen; man müsste nur annehmen, es gäbe einen Gott, der Sich an den Qualen der Menschen weiden möchte, und da Er nichts anderes zu tun habe, sie bloß zu Seinem Zeitvertreib erschuf. Wenn du aber, Mein liebes Kind, so in einsamen Stunden diese Sache einer ernsten Betrachtung unterziehen willst, so frage Ich dich, ist es dir denn nie aufgefallen, dass trotz aller Mißhelligkeiten im menschlichen Leben auch andere Gefühle, andere Bewegungen sich in dir oft geltend machten, die nicht immer Überdruss und Verzweiflung verkündeten, die dir sanftere, tröstendere Seiten des geistigen Lebens enthüllten! Hast du nie Mitleid, nie einen Drang gefühlt, nach oben zu blicken? Ist dir nie das sanfte Gefühl der Liebe im Herzen aufgetaucht, mit dem du, der ganzen Menschheit verzeihend, sie doch lieben könntest? Hast du nie, sei es bei großen Naturereignissen oder in stiller Nacht beim Anblick des gestirnten Himmels, eine heilige Ahnung gefühlt, die, wärst du ihr gefolgt, dich höher getragen hätte in geistige Sphären, wo das Menschengetriebe verschwunden wäre und einem schöneren sanften Gefühle Platz gemacht hätte, dem Gefühl der Verzeihung und der Liebe? Ist dir nicht in solchen Augenblicken dein Gott in schönerem Lichte vorgekommen, als wie Ihn die tote Wissenschaft dich lehrte, wo Er als ein unerbittlicher Tyrann regieren sollte? Gewiss, Ich weiß es nur zu gut, es kamen solche Momente in Fülle, die dein Herz beschlichen, du wolltest ihnen nur kein Gehör schenken. Jetzt aber, wo Ich dich auf andere trostreichere Wege führen will, jetzt muss Ich dich daran erinnern: Siehe, diese Augenblicke waren die Stunden der Weihe, wo Mein Geist zu dir, verirrtes Kind, sprach; es waren Momente Meiner geistigen Nähe, Ich wollte dich trösten, wollte deine Wunden heilen, die dir eure philosophischen Grübler und Büchermacher geschlagen haben; wollte dir zeigen, dass weit über alle vermeintlichen wissenschaftlichen Forschungen erhaben noch etwas anderes lebt und webt, das selbst die größten Disharmonien und Grausamkeiten des menschlich-irdischen Lebens auflösen kann in harmonische Lieder des Dankes gegen Den, den du zwar suchst, aber noch nicht gefunden oder Ihn wenigstens nicht verstanden hast, so wie Er von euch Menschen verstanden sein möchte! Noch vieles liegt dir im Dunkeln; du verlangst Wunder, und glaubst: es gibt keine Wunder! Nun frage Ich dich, was heißt denn eigentlich Wunder? Siehe, so manche Erfindung, die jetzt bei euch das kleinste Kind begreift, wären vor einigen Jahrhunderten Wunder gewesen. Was waren sie denn eigentlich? – Es waren Naturgesetze oder Kräfte, die die Menschen noch nicht kannten, oder falls sie diese auch kannten, sie doch nicht zu benutzen verstanden! – Glaubst du denn, das Land der Entdeckungen sei schon ausgebeutet? Liegt nicht vielleicht noch das meiste im Dunkeln begraben, besonders was geistig ist; und wenn Ich bald da oder dort solches Auffinden der Zugänge zum geistigen Leben zulasse, damit die Menschen Mich, den reinsten Geist, näher kennen lernen sollten; muss es deswegen denn gerade ein Wunder sein, welches die Menschen dann willenlos zum Glauben zwingen würde? Wie du in deinem Briefe schreibst „wenn sich deine Stahlfeder plötzlich in einen Bleistift verwandelte, so wolltest du glauben“; aber wenn Ich solches zuließe, was geschähe dann? Siehe, du wärst gezwungen, wenigstens im ersten Augenblick an eine Möglichkeit einer solchen Verwandlung zu glauben, und doch weiß Ich nicht, ob in ein paar Stunden du dir selbst nicht wieder dieses Wunder weg gestritten hättest; hättest vielleicht gedacht, es muss eine Verwechslung beider Gegenstände stattgefunden haben, die du in Gedanken selbst verübt hast, ohne derselben gerade ansichtig geworden zu sein!“ Mein liebes Kind, Wunder gibt es keine, denn alles hängt von den schon längst von Mir geordneten Gesetzen ab! Weißt du, was eigentlich ein Wunder ist oder wäre? Sieh, Ich will es dir sagen: Ein Wunder wäre, wenn entgegengesetzt Meinen von Anbeginn der Schöpfung festgesetzten unwandelbaren Gesetzen Ich etwas zulassen oder bewerkstelligen würde, was schnurstracks gegen diese Gesetze wäre, und Ich Mich damit einer Inkonsequenz (Widerspruch) beschuldigen müsste; denn wisse, Meine Gesetze sind so gemacht, dass ein Handeln dagegen nicht möglich ist, wenigstens nicht von Meiner Seite. Ihr handelt zwar oft gegen Meine Gesetze, allein dem Überschreiten derselben folgt die Strafe auf dem Fuße nach. Wo aber Meine Gesetze anfangen und aufhören und wie viele noch vorhanden sind, wovon eure Forscher und Philosophen keine Ahnung haben und sie auch nie entdecken werden, das ist eine ganz andere Sache. Deswegen, Mein Kind, sieh, du liest hier, was Ich als Gott zu dir spreche; du begreifst dieses Ereignis nicht; denn es ist dir in deinem Leben noch nicht vorgekommen, dass ein sein sollender Gott, Schöpfer all dieser unermesslichen Welten, Sich mit dir unterhalten sollte, und trotz deines Erstaunens und Kopfschüttelns tue Ich es doch, denn Ich liebe dich als Mein Geschöpf zu sehr, als dass Ich dich möchte verloren sehen, eine Beute des Materialismus und des Unglaubens! Wisse, du trägst einen göttlichen Funken Meines göttlichen Ich in dir, der dir von der Geburt schon eingelegt war; du hast eine ganz andere Bestimmung als die ist, welche du bis jetzt als deine einzige glaubtest; du hast eine höhere; und um dich nicht zu verlieren, so ließ Ich es zu, dass du durch (scheinbar) zufällige Verbindung mit einem Manne (Meinem jetzigen Schreiber) in Berührung kamst, der Meinem Herzen schon näher steht und Meine Stimme schon öfter deutlich in sich vernahm. Siehe, dieser Mann, der auf dem Wege ist, das zu werden, was alle Menschen einstens werden sollten, dieser Mann hat dir jetzt den Weg zu Mir durch direktere Verbindung erleichtert; es gelangen auf diese Art Worte an dich von einer Region, die du nie geahnt hast, dass sie existiere. Nun denn, versuche diese dir neue Kost geistig zu verdauen, vielleicht wirst du in ihr doch finden, was du in den philosophischen und anderen Schriftstellern nicht gefunden hast, das ist: eine schönere Weltanschauung und eine bessere Idee von Mir, deinem Schöpfer! Vergleiche Meine Worte mit jenen der Stubengelehrten! Welche kann man öfter lesen, ohne sich daran satt gelesen zu haben? Und du wirst nach und nach schon finden, dass Der, den du über allen Sternen wähnst, dir oft so nahe stand und mit mitleidigem Blick voll väterlicher Liebe dich ob deiner geistigen Verirrung bedauerte! Aller Anfang ist schwer! Ein altes bequemes Kleid abzulegen und ein neues dafür anzuziehen, kostet so manchen eine Überwindung; versuche es auch du, vielleicht wird die Folge dir zeigen, dass du den Kleiderwechsel nicht bereuen darfst. Dieses sagt dir dein Vater, Der alles in Seiner Schöpfung nicht mit Tyrannenklauen, sondern mit den Banden der Liebe zusammenhält, und Der nicht will, dass sich auch nur ein Atom verliere, geschweige eine Menschenseele, wie es die deinige ist! Amen! |