tennhardt's "vater unser" 

werner may   im paradies   17309 fahrenwalde   werner(at)paradies-auf-erden.de






































































































































































































































































































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Tennhardt's Vater unser.

(1707, vom 6. bis 14. November. Nürnberg.)
Überarbeitet von W. May -2010-

 Vater Jesus gibt durch Johann Tennhardt, Bürger von Nürnberg, die für die damalige Zeit und dem Gemütscharakter des Mediums entsprechende Aufklärung über den geistigen Sinn der Worte, die man beim Beten des Vaterunsers spricht.

 Vater Jesus spricht durch Tennhardt:

O ihr Menschen bedenkt doch, bedenkt doch euer ganzes Leben, wie es beschaffen sein muß: Wir wollen aus eurem ganzen Leben das heilige, ja das allerheiligste Viertel-Stündlein betrachten. Denn alle Zeit, die ihr Menschen auf Erden zubringt, die verdirbt, ohne die Zeit, die ihr eurem Gott zu Ehren lebt. Nun vernehmt ihr: wann ihr des Herrn Gebet betet, dadurch würde Gott Ehre erzeigt. Wir wollen es prüfen und erfahren, wie ihr mich ehrt, spricht der Herr Zebaoth.

 Ihr fangt an und sprecht: Unser Vater, der du bist im Himmel.

Mein Himmel und Wohnung ist in einem zerknirschten und zerschlagenen Herzen, wo können nun eure Herzen meine Himmelein sein, so noch der Teufel, die Sünde, Laster und alle Untugenden drinnen wohnen? Prüft euch um meiner Liebe willen, die ich noch zu euch trage, ob nicht der Lügen-Teufel noch in euren Herzen wohnt? Ob ihr euch nicht einer
Lügen oder Ehren-Lügen, oder einiger Falschheit gegen euren Nächsten (in welchem mein Ebenbild wohnt) öfters gebraucht? Prüft euch, sage ich, ob nicht die Wohllust, Welt- oder Geld-Liebe in euch wohnt? Ob euch nicht gelüstet, dieses oder jenes noch zu haben, dies und jenes noch zu genießen? Prüft euch, wie schlecht ihr die bösen Lüsten und Begierden, die aus euren Herzen aufsteigen, tötet und tilgt? Prüft euch, ob nicht auch der Zorn-Teufel in eurem Herzen wohnt? Prüft euch, ob nicht die Sorge in eurem Herzen wohnt, daß ihr euch und die Eurigen selbst versorgen wollt?

Prüft euch, ob nicht die Eigenliebe, die Eigen-Ehr, Eigen-Wille noch in euch wohnt? Prüft euch, sage ich, ob nicht die Ungeduld die Unkeuschheit, der Ungehorsam sammt anderen Lastern und Untugenden in euren Herzen wohnen? Wie könnt ihr denn nun in Wahrheit sagen: Vater unser, der du bist im Himmel? O was ist das vor eine grausame Lügen, die ihr tut! Meine Kinder lassen sich von meinem Geist treiben. Meine Kinder halten meine Gebote und tun meinen Willen, sie lieben mich von ganzem Herzen und von ganzer Seelen, und ihren armen Nächsten als sich selbsten. Meine Kinder lieben ihre Feinde, segnen sie, die ihnen fluchen, und bitten für ihre Beleidiger. Meine Kinder nehmen alles in gleicher Liebe von mir an; es sei nun Kreuz, Schmach, Verachtung, Trübsal, oder was ihnen begegnen mag, mit dem sind sie zufrieden, und nehmen es von meiner Liebes-Hand an, wohl wissend, daß ihnen alles zum Besten dienen muß.

Meine Kinder haben ihr Fleisch gekreuzigt samt den Lüsten und Begierden; sie haben sich verleugnet, und nehmen ihr Kreuz auf sich, und folgen mir in der Verleugnung und Wiedergeburt nach. Meine Kinder stellen sich der Welt nicht mehr gleich in allem ihrem Tun und Lassen. Meine Kinder hören meine Stimme in ihren Herzen und folgen mir. Meine Kinder glauben an mich, vertrauen mir und fürchten mich, haben immer Achtung auf meines Vaters Stimme in ihrem Herzen, und wann sie ein Gebot von mir hören, freuen sie sich  solches zu tun.

Seht, das sind meine Kinder und Schäflein, die können in Wahrheit sagen: Unser Vater, der du bist im Himmel, nämlich in unsern gläubigen Herzen. Darum ändert eure Sinnen, tut Buße und bekehrt euch zu mir oder ruft den zum Vater an, dem ihr dient und gehorsam seid, ich will nicht mehr von euch so lügenhaftig und lästerlich angebetet sein, euer Vater-Vater-sagen ist vor mir ein Gräuel. Wann ihr beten wollt, so betet oder redet die Wahrheit. Der Teuffel ist ein Vater aller Lügner, aller Stolzen, aller Zornigen, aller Wollüstigen, aller Unzüchtigen, aller Hurer und Ehebrecher, aller Geizigen, aller Welt-, Geld- und Eigen-Liebigen, aller unmäßigen Fresser und Säuffer, aller Flucher und Affterreden; Ja der Teuffel ist ein Vater aller Ungehorsamen, Gottlosen und Abgöttischen, aller Untugenden und Laster usw. Aller derer Teil wird sein in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt. Es wird euch euer Vater-Vatersagen nichts helfen an jenem großen Gerichts-Tage. Darum reinigt euch, tut euer böses und ungerechtes Wesen von meinen Augen, und seid barmherzig gegen den dürftigen Nächsten, so kommt dann und ruft mich an in der Not, so will ich euch erretten, aus Trübsal, Angst und Nöten.

 Ferner sprecht ihr: Dein Name werde geheiliget.

Wie soll nun mein Name geheiliget werden, wann ihr ein unheiliges Leben führt, unheilige, unzüchtige, heuchlerische, scheinheilige, schmeichlerische, unwahrhaffte, komplimentische unnütze Worte in eurem Munde führt oder redet? Darum sage ich euch allen, prüft euch; wo ist das Verlangen oder Seufzen darnach, daß Mein Name, der an sich selbst heilig, heilig, heilig ist, von euch, in euch, und durch euch geheiligt werden möchte? Wo bemüht man sich meinen Namen zu heiligen? Wo sorgt man darum? Wo redet man davon? Wo sucht man meines Namens Ehre? Eure Ehre, die vom Teufel ist, sucht ihr wohl, darnach lauft und rent ihr, darnach trachtet ihr, darnach ringt ihr, daß ihr von der Welt möchtet geehrt werden in allen eurem Tun und Lassen. Merkt doch: ohne meinen Geist kann mein Name nicht geheiligt werden; ihr müsst erstlich geheiligt sein, wenn mein Name von euch soll geheiligt werden. Wie kann das Unheilige das Allerheiligste heiligen? 
Darum, wer in Wahrheit beten will: Geheiligt werde dein Name, der sorge erstlich, wie er ein heilig Leben führen möchte. Nun könnt ihr nicht heilig leben ohne meinen heiligen Geist. Nun wohnt mein Geist in keinem Leibe der Sünden unterworfen. Soll nun mein Name von euch geheiligt werden, so müßt ihr euch erstlich von allen Sünden reinigen, und um meinen Geist bitten, flehen, suchen, mit dem Gebet anhalten und nicht müde werden. Wann ihr dann den heiligen Geist überkommen habt, der kann und wird euch lehren, wie ihr in Wahrheit recht beten mögt: Geheiligt werde dein Name; ja er wird ein ernstlich und inniges Verlangen in euch erwecken, meinen Namen zu heiligen; ja ihr werdet euch befleißigen und Sorge tragen, daß mein Name ja nicht mehr von euch durch unnütze Reden, oder durch sonst euer Tun und Lassen verunheiliget werde. So lang ihr nun dies nicht in euch befindet sich, so ist euer Beten nichts als Lügen und Gräuel vor mir. Darum prüft euch, prüft euch und durchforscht eure Herzen, wie ihrs meint, denn die wahrhaftigen Anbeter beten den Vater im Geist und in der Wahrheit an (mein lieber Sohn ist die Wahrheit) und sprechen im Herzen mit Verlangen in einer Liebes-Begierde: Dein Name werde geheiligt.

 
Und ferne darauf: Dein Reich komme.

Mit deinem Munde sagst du: Dein Reich komme, aber aus der Satans Reich willst du nicht ausgehen, die Verleugnung oder das arme Leben meines Sohnes stehen dir nicht an. Du vermeinst, wenn du nur ins Reich Gottes kommst, wenn du gestorben bist, so kannst du das Welt-Reich hier schon mit genießen, deine Bequemlichkeit brauchen nach deinem eigenen Willen und Gefallen, in Weichlichkeit, Niedlichkeit und Gütigkeit leben. Darum redet dein Mund: und dein Herz bekehrt sich nicht zu ändern von seiner alten angenommenen gewohnten Weise. Darum tue Buße und ändere deinen Sinn. Siehe, ich komme bald und mein Lohn mit mir, zu geben, wie du mit deiner Weichlichkeit und Gemächlichkeit verdient hast. Denn ich sage dir, du seist auch, wer du seist, ja solltest du auch der allerschrifftgelehteste Pfaff oder Doktor sein: so lang du noch in deinem Amt und Stande geduldet, von den Welt-Menschen geliebt und geehret wirst, so ist des Satans Reich noch in dir. Darum kann ich mein Reich in dir nicht aufrichten, wie gern ich auch wollte; denn du hinderst mich mit deinem, eigenliebigen und eigenwilligen Leben.

Gedenke doch an die fünf törichten Jungfrauen, und an den Jüngling, der meine Gebote von seiner Jugend auf gehalten, daß ich auch deswegen lieben mußte: doch wollen sie nicht in die rechte Verleugnung eingehen, und ihre Sinne gänzlich ändern, darum konnte ich auch mein Gnaden-Reich in ihnen nicht völlig aufrichten, ihr eigener Wille ließ mich nicht allezeit in das Herz ein; da ich doch schon täglich anklopfte, so wurde mir doch nicht allemal aufgetan, darum wurde ihnen die Tür zum Ehren-Reich auch nicht aufgetan: ob sie mich gleich kennen, so kannten sie mich doch nicht recht nach dem innern Menschen, und darum erkannte ich sie auch nicht.

Darum prüfe dich, lieber Mensch, du seist auch, wer du seist; je höher du bist, je mehr dich erniedrige. Gehe hin, und lese mein armes Leben, betrachte es wohl, und nimm es zu Herzen, halt es gegen dein Leben, so wirst du bald finden, ob ich in dir lebe und mein Reich in dir habe. Wirst du noch von der Welt geehrt, geliebt, und nimmst Geschenke, Titel und Grad an, so du es nicht brauchst: du bist Welt und noch vom Teufel gefangen. Wirst ein großer gelehrter Pfaff oder Doktor: 
Taulerus war es auch zu seiner Zeit, predigte und lehrte so viel, als du, und war berühmt weit und breit, ja man hörte ihn gerne; doch konnt' ich mein Reich in ihm nicht aufrichten, bis er in die völlige Verleugnung einging. Lese seinen Lebenslauf, du wirst finden.

Ich bezeuge dir, wirst du dich nicht ändern, und in die Verleugnung eingehen, daß ich mein Reich in dieser Zeit kann in dir aufrichten, du wirst mit nichten nach dem Tode in mein Ehren-Reich kommen. Wie ich finde, so richte ich dich. 

Willst du das Gnadenreich nicht annehmen, und verlangend in dir lassen aufgehen in der Zeit, 
so mußt du auch ermangeln des Ehren-Reichs in der Ewigkeit. 
Laß dich vom Teufel nicht länger verblenden, eile aus seinen Händen, 
suche mich, verlange mich, und bessere dich an allen Enden,
durch den Freien Willen kannst du alles werden, 
mein Gnaden-Reich steht in denen Händen: 
greiff nach dem Kreuz, und bitte um Erkenntnis deiner Sünden
so wird es sich bald zeigen, was für ein Reich du wirst noch in dir finden.
Ist mein Reich in dir, glaube mir, du wirst verachtet, verlacht, verfolgt von der Welt: du liebst mich allein, 
und achtest weder Ehr, Gut noch Geld, auch weder Kreuz, Trübsal noch Schmerzen, 
du kennst den, der seine Wohnung hat in deinem Herzen.
Ist mein Reich in dir; 
o lieber Mensch, glaube mir, 
du wirst meine süße Liebe in dir empfinden 
und gereinigt werden in der Tat von allen deinen Sünden. 
Ist mein Reich in dir, glaube mir, daß ich nicht stumm bin noch gewohnt still zu schweigen, 
sondern ich rede mit dir, und tue dir des Vaters Willen fleißig anzeigen.
Meine Schäflein hören meine Stimme und sie folgen mir,
und ich gebe ihnen das ewige Leben, ja sie haben das ewige Leben schon in sich. 
Ist mein Reich in dir, so glaube mir, und tue meinen Worten trauen, 
ich bin nicht unsichtbar, sondern du kannst mich schauen, 
erstlich in meiner geringen und erniedrigten Gestalt, 
nach der lieben Einfalt, 
und dann nach der Krafft, Macht, Gewalt, Ehre und Stärke, 
da wirst du dich verwundern meiner Werke, 
die ich in dir habe; 
und wie ich dich durch meine Gegenwart in und an der Seelen labe, 
ja, überdies noch mit einem neuen Namen begabe, 
den niemand insgemein weiß, 
denn du allein, 
ja auch die Engelein mit ihren lieblichen Stimmen, 
hörst du in deiner Seelen Gott ansingen,
ihn zu loben und zu presen, 
mit angenehmen Weisen, 
ja ich zeige dir auch selbsten deine Fehler an, 
wo du in einem oder anderen unrecht hast getan, 
mein Geist lehrt dich auch recht demütig sein, 
und gänzlich übergeben in den Willen mein.
Siehe, lieber Mensch, ich kann nicht länger schweigen,
findest du nicht in dir dergleichen Zeugen, 
so glaube sicherlich mir, es steht sehr übel mit dir
 drum ruhe nicht, bitte, flehe, seufze mit eifrigem und großem Verlangen, 
ach, gib dich nicht zufrieden, du empfindest denn, daß mein Reich sei in dir aufgegangen. 
Drum stirb dir selber aber, 
daß ich die Herrschafft in dir habe, 
da will ich schaffen, daß das dürre Erdreich in deinem Leibe fruchtbar werde, 
und das verborgene Weizen-Kornlein in deiner Seelen bekleibe, 
denn es kann nicht ehe über sich aufschossen, 
bis daß es von mir werde mit dem göttlichen Wasser begossen,
da wird es grünen und wachsen, bis es zum Baum wird werden, 
denn es steht nun in der neuen Erden, 
die alte wird vergehen 
und du wirst nun bestehen, 
mit deinem Beten, und mit deinem Loben, 
bei meinem und deinem Vater hoch dort oben, 
da wirst du mein Reich auch sehen mit Macht und Gewalt kommen. 
Denn die sich Gewalt anthun, die reißen es zu sich, das glaube sicherlich, ja wirst nun in der Wahrheit und nicht mehr so lügenhaftig beten und sprechen: 
Deine Reich komme, dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden.

 
Wie es nun mit dem andern so lügenhafft und lästerlich ist ergangen, so ergeht es hier eben so, wo nicht viel ärger.

Dein Mund spricht: Dein Will geschehe,

dein Herz spricht: Mein Wille geschehe. In deinem ganzen Leben tust du nach deinem und nicht nach meinem Willen. 
Du meinst, es ist genug, wenn du stehst und betest: Dein Wille geschehe: nein, es ist nicht genug, du must meinen Willen tun, ja tun, willst du seelig werden; und wenn dein Gebet soll angenehm sein vor mir, so musst du deinen Willen töten, dich in meinen Willen ergeben, und alles annehmen von meiner Liebes-Hand, was dir je Leides geschieht von allen Kreaturen, die im Himmel und auf Erden sind.

Du musst nicht mürrisch noch zänkisch sein: 
sondern dich in allem richten nach dem Willen mein: 
so will ich dir geben, das ewige Leben: 
und in dem Leben, da du hernach innen lebst, kannst du nicht allein in Wahrheit beten:

Dein Wille geschehe wie im Himmel, also auch auf Erden, sondern du wirst auch mit Freuden meinen Willen tun, und nach meinen Geboten einhergehen untadelhafft, unscheltbar, ja wirst oft und vielfältig innerlich und äußerlich mich loben, rühmen, ehren und preisen, wie die Engel im Himmel tun.

O lieber Mensch, siehe, wie ich dich mit deinem Gebet finde, ist das nicht ein Gräuel und große lästerliche Sünde, daß du dich vom Teufel verführen läßt, lebst und tust nach seinem Willen; Ja, darfst noch so keck darzu vor mich treten und sagen: Dein Will geschehe? und wann ich manchmal deinen Willen hindern will, daß er nicht geschehen soll, so bist du durchaus nicht damit zufrieden, sondern du widerstrebst, und ist dir leid genug, daß es nicht allezeit nach deinem Willen ergeht.

Siehe, so finde ich dich in deinem Gebet. Muß ich nicht klagen und sagen: Die Menschen wollen sich meinen Geist (sic) nicht mehr regieren lassen? Drum will ich auch bald kommen, und nach meinem Willen tun, daß sie es fühlen sollen, so wohl hier, als auch dort in der Ewigkeit, darzu sag ich, Amen.

 
Nun betest du: Unser täglich Brod gib uns heute.

Ja mein Brod verlangst du nicht, sondern das irdische zeitliche, darum betest du, darum sorgst du, darum läufst und rennst du, darum schafst und wachst du, darnach gaffst und trachtest du früh und spät, darnach geizt du, darnach ringst und kämpfst du, rechtest und fechtest du ec. Aber mein himmlisch Brot das verachtest du, das überwesentliche und auserwählte Brot, das willst du nicht. Du meinst, Christus ist hier und da im Brot und Wein, o lieber Mensch, du willst vom Teufel und Menschen betrogen sein. Hab ich dir nicht gesagt, wenn sie sagen werden, Siehe, hier ist Christus, siehe, da ist Christus, du sollst es nicht glauben? Warum folgst du mir nicht?

Suche mich in deinem Herzen und in deiner Seelen, da wirst du mich finden, da will ich dich speisen und laben; 
ja meinen Sohn, den ich in dir wiedergebäre, den sollst du zu einem Brot haben; 
der kann deine Seele speisen, sättigen und laben. 
Christus will die Kost sein, und speisen die Seel allein; 
nicht den alten Adamitischen Leib, der muß getötet sein. 
Tötet eure Glieder auf Erden, 
so wirds bald besser mit euch werden; 
Ja, werdet mich lernen erkennen, 
und im Herzen Vater nennen; 
mein Brod will ich euch alsdann geben, 
welches ist das wesentliche Leben. 
Hab ich auch euch nicht geboten und gesagt: Ihr sollt nicht sorgen und sagen: 
Was werden wir essen? was werden wir trinken? womit werden wir uns kleiden? 
nach solchem allen trachten die Heyden. 
Aber ihr Ungehorsame kehrt alles um:
was ich will, das wollt ihr nicht, und was ich nicht will, das wollt ihr; 
Glaubt doch mir, 
Ich steh vor jeder Herzens-Tür, 
und klopfe an, wird mir nun aufgetan, so gehe ich ein, und halte das Abendmahl mit ihm und er mit mir.

Aber so lasst ihr mich stehen und klopfen, und niemand will mich hören; denn eure Ohren sind gänzlich abgewendet von Mir zur Welt und Satan, dem gebt ihr Gehör.

Aber merkt doch, es wird nicht ewig währen, so werdet ihr auch stehen, klopfen und sagen: Herr, Herr, tu uns auf, denn wir haben alle viertel Jahr vor dir gegessen und getrunken, und auf der Gassen in jenem großen steinern Haus hast du uns gelehrt.

Aber ich werde sagen: Ich kenne euer nicht, wo ihr her sedd, lasst euch von euren Lehrer helfen, welchen ihr eure Seelen vertraut, und (denen ihr) geglaubt; da werdet ihr samt ihnen heulen und zähnklappern, und euer Teil wird sein in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt. Wer Ohren hat zu hören, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt. Der irrdische Mensch ist irrdisch, fleischlich und tierisch, sorgt und betet um das irrdische Brot, das erhält und nährt das Fleisch, schreit wie ein hungrig Tier oder Vieh darnach; der geistige Mensch aber ist geistlich, himmlisch und göttlich, der verlangt das geistliche, himmlische göttliche Brot von mir, als dem rechten geistlichen, himmlischen und göttlichen Vater; dem wird’s auch gegeben, dadurch er hat das ewige Leben, und wird in Ewigkeit nicht mehr hungern und dürsten. Denn das irrdische Brod gebe ich ungebeten Juden und Heiden, warum soll ich es denn nicht meinen Kindern geben? Ach, wann sie nur wollten am ersten nach dem Himmlischen trachten, das Irdische würde ihnen alles zufallen, so viel ihnen nützlich und nötig würde in dieser Zeit. Aber so ist das ein Gräuel, Spott und Schande, die ich von denjenigen habe, die sich nach meinem Namen Christen nennen, daß sie mich, das ewige höchste einige wahre Gut und Seelen-Brot, verachten, verwerfen, ja wohl gar verfolgen, und in ihrem Gebet das vergängliche Brot bitten und verlangen. Darum wird’s ihnen auch gegeben, daß sie ihren Teil und Lohn dahin haben, weil sie beten: Unser täglich Brot gib uns heute, da doch mancher schon so viel hat, daß er's in 1000 Jahren nicht auffrisst.

Seht doch, ihr vom Teufel betrogene und verblendete Menschen, wie und was ihr betet! Wäre es nicht besser, ihr schweigt still, als daß ihr euch die Unmöglichkeit der Seeligkeit auch auf den Hals betet? Lebt denn der Mensch vom irdischen Brot allein, und nicht vielmehr durch ein jegliches Wort, das durch meinen Mund geht?

Weil nun niemand in rechter Ordnung nach meinem Brot, oder innerlichen Seelen-Wort, betet, oder darnach ringend und kämpfend trachtet, so hört oder habt ihr auch nichts von diesem Wort oder Brot, davon ihr ewiges Leben vor eure Seele könntet haben. Wer Ohren hat zu hören, der höre, was der Geist den ungläubigen unwiedergeborenen Nam-Schein und Heuchel-Christen sagt: Ein Vieh oder Tier, wenn es zu fressen hat, ist zufrieden und schweiget, aber ihr nicht. O Gräuel!

  
Du betest ferner: und vergib uns unsere Schuld, als auch wir vergeben unsern Schuldigern.

O elender Mensch! Wie oder was betest du hier: Solltest du nicht erstlich betrachten, ob du mein Jünger und Nachfolger wärst? Ob du alles von meiner Hand annimmst, was dir widriges von allen Menschen widerfährt? Ob du alles verzeihst, vergibst und vergißt, was sie dir getan, oder nicht getan haben? Du sprichst, ich soll dir deine Schuld vergeben, wie du deinem Beleidiger vergibst: wie vergibst du den ihm? Schlecht genug. Du wünschest wohl, daß ihn der Teufel holt; daß ihn das Freischlich oder böse Krankheit erwürgt, daß er des jähen Todes stürbe; daß ihn Gott straft, ja dies und das widerführe, ja du sprichst wohl gar: ich wollte, dass ihn der Donner und das Wetter erschlüge, und dass er ewig müsste verdammt sein. 
Siehe, und bedenke es wohl, so vergibst du deinem Beleidiger, und bittest gleichfalls, dass ich dir auch also vergeben soll; 
Ja die allerbesten Christen, die die frömmsten sein wollen, die sagen: ich will's ihm wohl vergeben aber doch vergessen kann ich es nicht.

O du bist weder warm noch kalt! Ach, daß du warm oder kalt wärest! Ändere deinen Sinn oder ich muß dich ausspeien. Wärst du mein Jünger, oder mein Kind, oder ein rechtgläubiger Christ, du würdest dich wohl freuen, wenn ich dir durch Menschen hülfe deine Feinde, als deinen Eigen-Willen, Eigen-Liebe und ganzen alten Adam, töten oder unterdrücken.
Stündest du in der rechten Verleugnung, du würdest zufrieden sein, ich möchte dir dein Geld und Gut nehmen durch wen oder wie ich wollte; ja du würdest deine Feinde lieben, weil sie wider deine ewige Feinde dir helfen streiten, und dich helfen erretten aus dem ewigen Gefängnis; ja, segnen, die dir fluchen, und für sie bitten, wenn sie dich beleidigen und zu mir sprechen: Vater, vergib ihnen, sie wissen nicht was sie thun. Gib ihnen ihren inwohnenden Geist, der sie dazu antreibt, zu erkennen, und errette sie von ihren Seelen-Feinden. Gib ihnen deinen heiligen Geist, und treibe sie durch deinen heiligen Geist.

Aber so willst du deinen Beleidigern nicht vergeben, und bittest ebenfalls das von mir.

Bedenke, was du betest und bittest; ist es denn anders, als wenn du sprächest: Vater, ich will wissentlich diesem Menschen, der mir dies und das getan, nicht vergeben, darum vergib mir auch nicht. Ich verfluche und verdamme diesen; ehe ich nach deinem Willen tue oder lebe, so will ich lieber, dass du mich auch verfluchst und verdammst; ehe ich dir wollte folgen und meinen Beleidigern nach deinem Willen vergeben, so will ich lieber ewig verdammt sein. Siehe, du vom Teuffel betrogener und verblendeter Mensch, so betest du, wenn du sprichst: Und vergib uns unsere Schuld, als auch wir vergeben unsern Schuldigern.

 
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel.

Ich versuche niemand zum Bösen. Ihr sagt mit dem Munde: Führe uns nicht in Versuchung; aber mit eurem ganzen Herzen und Tun ringt und lauft ihr in die Versuchung hinein, jeder will gerne hoch geehrt und geliebt sein von oder in der Welt; jedweder will gerne Geld und Gut und gute Tage haben; ein jeder isst und trinkt gerne, was dem Maul gut schmeckt; ja, ein jeder pflegt und wartet seinen Leib mit Weichlichkeit und Zärtlichkeit, damit ja der alte Adam sein stark bleibt, ja auch dadurch alle böse Lüste und Begierden kräftig und stark werden euch in allerhand Weise und Wege zu versuchen, darum ist's ein Lügen-Gebet. Wenn ihr in Wahrheit ein herzliches Verlangen hättet, dass ich euch nicht völlig in die Versuchung des Teufels oder alten Adams hinein sollte fallen lassen, so fingt oder hübt ihr ja auch an, euch zu verleugnen und den alten Adam zu töten durch Enthaltung, Wachen, Fasten und Kasteien, wie ihr in der heiligen Taufe versprochen, damit also der neue Mensch oder Adam täglich in euch wachsen könnte und euch vor der Versuchung bewahrte, ja von allem Übel erlöste, wie ihr ferner bittet, aber gleichfalls auch falsch und lügenhaftig.

Reichtum ist den Gottlosen und Ungläubigen ein grosses Übel und Hindernis am Reich Gottes; doch verlangen sie alle darnach und sprechen mit dem Munde: Erlöse uns von dem Übel. Die arme Nachfolge meines Sohnes in der Demut und Niedrigkeit erlöst von allem Übel, und führt zu dem ewigen Gut, und bringt die ewige Seeligkeit, die steht niemanden an, die verlangt niemand, und schreien doch mit vollem Halse: Erlöse uns vom Übel.

Er, mein Sohn, ging in einer armen Gestalt,: ey, warum? Den Teufel wollt er fangen. 
Wollt und verlangt ihr von allem Übel los zu sein, so geht in die Verleugnung ein, und fangt das arme Leben Jesu an; tötet eure Glieder, als die Eigen-Liebe, Eigen-Ehre, Eigen-Wille, alle irdische vergängliche Lüste und Begierden samt dem Zeitlichen; sagt ab allem Wohlgemach, Weichlichkeit und Zärtlichkeit; widersteht dem Teufel, so flieht er aus euch, das ist das Übel aller Übel. Werdet ihr nun alle Sünden und alle Untugend meiden, und alle Laster von euch treiben, so will ich euch gerne zu Hilfe kommen, und von allem Übel und Bösen erlösen. Aber solches verlangt ihr nicht in der Zeit, sondern nach dem Tod in der Ewigkeit. In dieser Zeit wollt ihr gerne dem Teufel der Welt und eurem eigenen Fleisch und Blut dienen, und das Zeitliche, Vergängliche, welches euch der Teufel präsentiert und anbietet, mit annehmen und genießen, und also hier im Paradies sitzen, welches keinen Bestand hat; aber nach eurem Tode wollt ihr erst mir dienen.

Ich sage euch: Wer mir in dieser Zeit nicht dient, der wird auch dort einen schlechten Lohn haben und empfangen. Durch Armuth, Verleugnung, Kreuz und Trübsal must du aus des Teufels Reich in mein Reich eingehen, und nicht durch Wohlgemach und Eigenwilligkeit. Wem dieses nicht ansteht, und mir in der Verleugnung nicht will nachwandeln, wie ich bin vorgewandelt, der lasse mich auch mit seinem lästerlichen falschen Lügen-Geplärr zufrieden, wenn er spricht oder betet: Erlöse uns vom Übel.

Wer verlangt dies Gebet von euch, ihr ungläubige Maulchristen? Ich hab es meinen Jüngern und Nachfolgern gelehrt, und nicht euch. Ein jeder, der sich dient, der Welt und dem Teufel, der bete auch sich, die Welt und den Teufel (wie ihr auch tut) allein an, ich will nicht mehr von euch so lügenhaftig angebetet sein, denn euer Gebet, Sabbats- und Feyer-Tage sind nichts, ihr seid ein Gräuel vor mir samt allem eurem Gottesdienst, so spricht der Herr Zebaoth.

Wie nun das ganze Gebet ist, so ist es mit dem Beschlusse auch, wann es mit dem Freß-, Sauff-, Lügen- und abgöttischen Huren-Maul heißt: Dein ist das Reich, da doch der Satan noch in dir herrscht, ja, der Beste die kahle Entschuldigung verwendet: Wir sind schwache Menschen. O, so sagen die Meinigen und die Rechtgläubigen nicht, sondern: Ich bin stark und mächtig und vermag alles durch den, der in mir ist, und sein Reich in mir hat und mich mächtig macht. Mein Glaube ist der Sieg, der die Welt, Sünde, Tod, Teufel, Fleisch und Blut überwindet. O ihr Gottlose und Ungläubige! Ihr habt meinen Geist noch nie recht empfunden noch erkannt, wie stark und mächtig ich in den Meinigen bin. Wie könnt ihr in Wahrheit sagen: Dein ist die Kraft, so ihr von meiner Kraft in euch nichts wisst? Meine Krafft ist in den Schwachgläubigen mächtig. Erkennt doch, daß ihr noch nicht einmal Schwachgläubige seid, weil ihr ja müßt gestehen: Wir hochgelehrte Prediger und Doktores sind schwache Menschen, da ihr doch sollt die Stärksten sein, damit ihr den Schwachen könntet stärken und trösten mit der Stärke und Trost, damit ihr gestärkt und getröstet seid worden; ist das nicht Schand und Spott, daß ihr meint, mein Geist sei schwach, und dem Teufel legt ihr größere Stärke und Kraft zu, wie könnt ihr in Wahrheit sagen: Dein ist die Herrlichkeit in Ewigkeit, Amen? Und ich kann zu keiner Herrschaft in euch kommen, weil ihr nach dem Fleisch in der Lust und Begierde, und nicht nach dem Geist wandelt, dadurch ihr meine Herrschaft in euch verachtet, und nicht erzittert die Herrlichkeiten in euch zu lästern. Darum ist euer Gebet nichts als Lügen; der Teufel ist ein Vater aller Lügner, dessen Kinder seid ihr, dem folgt ihr, dem dient ihr, dem gebt ihr das Herz, und mir eure Lügen-Worte.

Seht ihr nun euer bestes und allerheiligstes Viertel-Stündlein an, wie es beschaffen, wann ihr im Gebet begriffen seid, wie meint ihr, wie wirds sehen, wenn ich euer ganzes Leben, Wesen und Tun euch werde vor Augen stellen? Meint ihr noch, ihr wollt bestehen?

 O ihr geistlose und fleischliche Menschen! ändert noch, ja, so spricht der Herr Zebaoth, ändert doch eure Sinnen. Seht, das Reich Gottes ist sehr nahe herbei gekommen. Ach, wollt ihr nun schlafen und ruhen? Ja, schlaft noch ein wenig, schlummert noch ein wenig, ruht noch ein wenig, so wird euch alles Unglück über den Hals kommen.

Wacht auf! Wacht auf! Steht auf vom Schlaf der Sicherheit. Seht, der Bräutigam kommt, geht aus ihm entgegen, nehmt eure Lampen. Aber wo habt ihr Oel? Wollt ihr von den Krämern kaufen? Siehe ich sage euch: Die geistliche Krämer und Kaufleute haben selber kein geistlich Öl in ihren Lampen, ihre Lampen sind verlöscht und leuchten nicht mehr, darum sieht man auch nicht gute, sondern böse Werke. Sie verkaufen euch totes Wasser für lebendiges Öl, und tötende Buchstaben für Gottes Lebens-Wort; Sie verheißen euch Freiheit, und sind selbst Knechte der Sünden und Sklaven des Teufels, Kinder des Verderbers, derer Bauch-Sorge ihr Gott ist; falsche Propheten und Baals-Pfaffen! Aber siehe Elias wird bald kommen, er ist schon auf dem Weg. Wer Ohren hat zu hören, der Höre, was der Geist allen Gemeinden sagt. Siehe, ich komme, und mein Lohn mit mir: ach ja, komm Herr Jesu, Amen. —

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Dieses ist nun das Vater-Unser, worin Gott den heutigen allerfrömmsten Nam-Christen ihr allerheiligstes Viertel-Stündlein abmahnt oder vorstellt, damit sie doch sollen bedenken, wie er sie einmal finden wird, wenn er ihr ganzes Leben, Wesen und Tun durchsuchen wird; welches mir auf unterschiedlichmal zu Nachtszeit (da das allmächtige Wort aus dem Himmel herunter fährt, wenn die Leute schlafen) von dem Geist Christi, oder Ewigen Weisheit, diktiert, als den 6. 8. 9. 11. 13. und 14. November, Anno 1707; nachdem ich aus dem Schlaf erweckt, wurde mir befohlen aufzustehen, und im Namen des Herrn zu schreiben. Manchmal wurde mir 1 Stunde, anderthalb oder 2. Stunde nacheinander diktiert, und wenn daß die Zeit um war, so konnte ich kein Wort mehr schreiben, und durfte auch nicht. Darum lieber Leser, gib Gott die Ehre, und lies das Vater-Unser mehr und mit Bedacht, ja, ändere deinen Sinn, und gehe in die Selbst-Verleugnung ein, merke auf, und gib Acht, ob du nicht wirst getroffen sein.