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Die Beichte
Offenbarungen
Jesu
durch Franz Schumi
Die Beichte nach Jesu Lehre
Vater Jesus beleuchtet
mit vielen Beispiele die
falschen Begriffe der Bibelverse, welche man nur nach dem Toten
Buchstaben,
statt nach dem Geiste der Wahrheit dem Volke vorhält und es so unter
dem Drucke
der geistlichen Beichtpolizeiwirtschaft gefesselt hält; und gibt am
Schlusse
die genauen Regeln über das ganze Kapitel der Gewissensfrage vor Gott
und dem
Nächsten kund.
Ich Jesus habe von einer Ohrenbeichte nie gesprochen
und wie aus dem Neuen Testament ersichtlich, sie auch nie anbefohlen;
daher hat auch kein Apostel die Ohrenbeichte angehört, was sonst gewiß geschehen wäre, wenn Ich unter dem
Sündenverzeihen
eine Ohrenbeichte an die Apostel oder deren Stellvertreter abzulegen
gemeint
hätte. Auch hat
kein Apostel gesagt, dass man seine Sünden einer fremden Person
erzählen soll,
die sie nichts angehen, und die daher auch kein Recht hat, ohne vom
Beleidigten
dazu ermächtigt zu sein, die Sünden für andere zu verzeihen. Überhaupt
ist kein
Mensch ermächtigt, die einem anderen zugefügten Beleidigungen zu
verzeihen,
sondern der Beleidigte verzeiht sie entweder selber, oder er verzeiht
sie gar
nicht.
Ich sprach beim letzten
Abendmahl: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben,
niemand kommt zum Vater, als durch Mich, d.h. als durch Befolgung
Meiner
Lehre, (Joh. 14, 6) durchaus aber nicht
durch die
Befolgung der vom Menschen aufgestellten Satzungen und Gebote, die zum
Vorteil
der Ausbeuter aufgestellt wurden, (Matth.
15, 9; -
23, 14 ff. – Mark. 7, 7.8; Kol. 2, 22; - Titus 1, 14) denn Gott allein
ist die
Wahrheit, (Ps. 117, 11. – Daniele 4, 34; Joh.
16, 13;
-17, 17) die Menschen sind Lügner, wie der Prophet David sprach; (Ps.
116, 11)
besonders wenn sie in ihrer Vermessenheit sich erkühnen, Gott in Jesus,
der die
Weisheit Gottes ist (1. Kor. 1, 24) zu korrigieren und dafür ihre
Menschensatzungen als vom Geiste Gottes anbefohlene Gebote auszugeben,
wie es in der römischen
Kirche geschieht, wo durch die römischen Kirchengesetze der in Rom sich
meldende (angeblich
heilige) Geist gegen Gott und Christus
widersprechende Lehren predigt
und sich gar gewaltig und hochmütig gebärdet.
Treten wir weg
von den Menschensatzungen und
hören wir zu, wie Ich über das Verzeihen der Sünden lehrte. Meine Worte
bei
Mathäus lauten:
15.
Wenn sich dein Bruder (d.h. ohne Ausnahme jeder beliebige Mensch) wieder dich versündigt, so gehe und stelle
ihn darüber zwischen dir und ihm allein zur Rede; hört er dich, so hast
du
deinen Bruder gewonnen.
16.
Hört er dich aber nicht; so nimm noch einen oder zwei zu dir, dass auf
der
Aussage zweier oder dreier Zeugen die ganze Verhandlung bestehe.
17.
Achtet er auch diese nicht; so sage es der (ganzen) Glaubensgemeinde
(ecclesia); wenn er aber auch
die Gemeinde nicht achtet,
so mag er wie ein Heide oder Zöllner (d.h. großer Sünder) dir gelten.
21.
Darauf trat Petrus näher und sprach: Herr, wie oft mag sich mein Bruder
wider
mich versündigen, dass ich verzeihen soll? Etwa bis auf siebenmal? Ich
antwortete
ihm:
22. Nicht bis auf siebenmal! Sage Ich dir, sondern bis zu siebzigmal siebenmal (d.h. 77 Mal).
35. Denn nach dem
Maße, wie ihr dem Bruder von ganzem Herzen verzeihet, wird auch der
himmlische
Vater euch verzeihen. (1. Kor. 1, 24)
Beim
Evangelisten Lukas steht dasselbe mit
folgenden Worten:
3. Nehmet euch in acht! – Versündigt sich dein Bruder an
dir, so
stelle es ihm ernstlich vor und vergib ihm, wenn es ihn reut.
4. Ja, wenn er
sich siebenmal des Tages an dir versündigt und siebenmal des Tages zu
dir
zurückkommt und spricht: es tut mir leid! So vergib ihm. (Luk. 17, 3 – 4)
Paulus, Mein
eifrigster Apostel, schrieb an die Galater
in dieser Angelegenheit folgende Aufklärung:
1. Brüder! Wenn auch jemand von einem Fehler übereilt
wurde,
so weiset ihr, vom Geiste Belebte, einen solchen mit dem Geiste der
Sanftmut
zurecht, und sehet euch selber vor, dass ihr nicht auch versucht
werdet. (Gal.
6, 1)
Das
Vaterunsergebet.
Ihr bittet durch das
Vaterunsergebet täglich: „Vergib uns unsere Sünden, so wie
wir
vergeben unseren Schuldigern und Übeltätern.“ Dadurch erbittet ihr
euch den
Segen vom himmlischen Vater, wenn ihr wirklich das tut, was ihr
sprechet; wenn ihr aber Gott
vorlüget, dass ihr vergebet und unversöhnlich gegen eure Nächsten
verbleibet,
dann erbittet ihr euch aber den Fluch; denn ihr bittet Mich: Ich soll
ebenso
gegen euch handeln, wie ihr gegen eure Nächsten tut.
Ihr denket beim Beten
gewöhnlich nicht, was ihr
sprechet, weil ihr nur die Lippen beweget und auf die ausgesprochenen
Worte
nicht acht gebet, was sie bedeuten und daher lebet und handelt ihr auch
nicht
darnach.
Deshalb ratet euch der
Evangelist Markus (Mark.
11, 25 – 26), indem er sagt: Wenn ihr
euch zu beten (und Gott um etwas zu bitten) hinstellet,
so verzeihet, wenn ihr wider jemanden etwas habet, damit
euer Vater im Himmel auch euch die Sünden verzeihe! – Verzeihet ihr
aber nicht,
so wird euer Vater im Himmel eure Sünden auch nicht verzeihen.
Das schönste und erhabenste Beispiel, wie man
nach dem Vaterunsergebet voller Bruderliebe, Versöhnung und
aufopfernder
Verzeihung leben, und gegen seine Feinde handeln muß,
gab Ich euch Jesus Selber, indem Ich damals, als man die stumpfen Nägel
ohne
Mitleid und Erbarmen in Mein gequältes Fleisch trieb, voller Schmerzen
zum
göttlichen Liebesgeiste in Meinem Herzen rief: Vater,
vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun! – (Luk. 23, 34)
Ja, so sollet ihr tun und
handeln, wie Ich
Jesus als euere Vater euch gelehrt und euch Selber als Beispiel
vorgelebt habe,
denn Ich sagte: Liebet eure Feinde; tuet
Gutes denen, die euch hassen, und betet für eure Verfolger und
Verleumder.
(Matth. 5, 44)
Und wahrlich, nie würde der
Mensch dem Menschen
böses tun, wenn er wüsste, dass er damit direkt Gott Böses tut, denn
Ich Jesus
lehrte: Was ihr dem Geringsten von Meinen
Kindern getan, das habt ihr Mir getan. (Matth.
25, 40)
Das
Sündigen wider Gott.
1. Joh.
2, 1.2: Meine Kindlein! Dieses schreibe
ich euch, auf dass ihr nicht sündiget. – Wenn aber auch einer
(gegen Gottes
Gebot) sündigt, so haben wir einen
Fürsprecher bei dem Vater, Jesum Christum den Gerechten.
2. Und Er ist das Sühneopfer für unsere
Erbsünde, sowie
für die vormaligen vor der Kreuzigung Christi begangenen Sünden (ChtS. 77, 24; Hebr.
9, 15; - Röm. 3, 25), so ist
Gott treu und gerecht, und bereit unsere (gegen Ihn begangenen) (Matth. 15, 15 – 35; Luk.
17, 3
-4; Gal. 6, 1) Sünden zu vergeben, wenn
es unser voller Wille ist, nicht mehr zu sündigen und uns von aller
Untugend zu
reinigen. (Joh. 3, 15).
Die Plenipotenz
oder
Vollmacht, Sünden zu vergeben oder vorzubehalten, habe Ich durch Meine
Apostel
allen Menschen gleichberechtigt gegeben, und nämlich deshalb, weil bis
zu
Meiner Zeit sich die jüdischen Priester willkürlich die Rechte angemaßt
haben, dass
die Sünden nur durch ihre Erlaubnis geschlichtet und vergeben werden
konnten. – Die spätere
römische Priesterschaft ging nach und nach weiter und verstieg sich auf
die
höchste Spitze und entschied, dass bloß sie das ausschließliche Recht
besitze,
die Sünden gegen Gott und Menschen zu vergeben oder vorzuenthalten,
daher eine
höhere Gewalt, wie Gott Selber hätte, wenn dies auf Wahrheit
beruhen
würde.
Wer will da noch ein so lästiges
Richteramt anerkennen, wie
das frühere jüdische war und nun das römische ist? Wo solches besteht,
besteht
es wieder Meine Anordnung, und wer daran Teil nimmt, der richtet sich
selbst,
so er meint, dadurch seiner Sünden ledig zu werden, wenn er sich
freiwillig hat
richten lassen. Eine solche Richteranstalt wird für ihn zu einer wahren
Sündensparkasse; denn wie kann ein Dritter jemandem eine Schuld
erlassen, die
ein Zweiter an einen Ersten schuldet? Der Erste kann wohl die
Schuld dem Zweiten nachlassen, aber der Dritte in Ewigkeit nie!
Ein
Dritter aber kann, wenn ein Erster und ein Zweiter, oder der Gläubiger
und der
Schuldner dumme Menschen sind, wohl einen Rechtsfreund machen, und kann
sie
ausgleichen durch guten Rat und gute Tat; aber von Sünden vergeben kann
da nie
eine Rede sein, außer der Gläubiger (oder der Beleidigte) hätte
ihn aus
dem Grunde seines Herzens dazu bevollmächtigt.
Wenn aber
Jakobus aus Meinem Geiste ein sich
gegenseitiges Sündenbekennen anempfiehlt, (Jak.
5,
16), so ist darunter noch lange keine Ohrenbeichte zu verstehen,
sondern nur
eine gegenseitige vertrauliche Mitteilung eigener Gebrechen und
Schwächen, um
dafür von dem stärkeren Freunde und Bruder ein recht stärkendes
Gegenmittel im
Geiste und in der Wahrheit zu bekommen. Sehet, dazu braucht man aber
weder
priesterliche noch exorzistische Weihen, und das Apostelamt
selbst
ist nur ein brüderliches Lehramt, aber kein hebräischer,
(lateinischer) und
heidnischer Gold-, Silber- und Edelstein-Pomp (ChtS.
5)
Da im Sendschreiben des
Apostels Jakobus 5, 16
steht: „Bekennet Einer dem Anderen eure
Sünden“, soll man doch nicht daraus folgern, dass Ich Jesus die
Beichte als
ein sündenvergebendes Mittel
eingesetzt hätte
(vgl. Joh. 20, 23).
Freilich, wenn man zum
Sündenbekennen sich eine
solche Ohrenbeichte dazu denkt, wie sie der Innocenz
III. im Jahre 1215 willkürlicherweise fest
eingeführt
hat, dann allerdings; aber: „Sage mir, welche Torheit könnte größer
sein, als
diese, so da zwei wären gegenseitig feindliche Menschen, also zwei
gegenseitige
Sünder oder Schuldner; einem jeden aus diesen zweien aber würde mit der
Zeit
dieser sündige Zustand gewissentlich zu
drücken
anfangen. Damit sich aber ein jeder dieses lästigen Zustandes dadurch
entledigen könnte, da ging er zu einem anderen Menschen hin und möchte
sich
seines lästigen Zustandes dadurch entledigen, so ihm dieser ganz fremde
Mensch
dem die gegenseitige Feindseligkeit der Beiden nicht im geringsten
angeht,
vergibt; saget Mir, wenn nun ein solcher fremder Mensch, den die ganze
Schuld
nicht im geringsten angeht, sich zu einer solchen Schuldentilgung als
Bevollmächtigter
herausgibt, was ist er da wohl? Ist er da nicht ein allergröbster
Lügner?
… Es soll dir aber die Sache noch klarer
werden. Nehmen wir
an, der A wäre dem B tausend Pfund schuldig; der A aber, statt dem B
tausend
Pfund getreulich zurück zu bezahlen, lässt sich von einem
betrügerischen C
verleiten, an diesen, dem der A nie einen Heller geschuldet hatte, die
Schuldforderung des B mit tausend Pfund bloß mit hundert Pfund völlig
zu
tilgen. Was wird wohl der B zu dieser Schuldtilgung sagen, und wird
dadurch
wohl der A aufhören, dem B schuldig zu sein? – Ich (Jesus) meine,
solches
können sogar die höllischen Geister nicht behaupten. Also kann man vom
Herrn
umso weniger solches behaupten, der doch in sich die allerhöchste Liebe
und
Weisheit ist. – (ChtS. 3, Kap. 156, 286 –
7).
Die Beichte
ist demnach der allergrößte
Missgriff und Eingriff in die Rechte Gottes und des Nächsten. Man kann
sich im
Ernste nichts Tolleres denken, als dass sich zwei gegenseitige
Schuldner
dadurch zufrieden stellen müssen, und ein jeder gegenseitig schuldlos
wird, so
ein Dritter, den weder des Einen noch des Anderen Schuld im geringsten
angeht,
Einem oder dem Anderen die Schuld nachlässt; oder wenn gar ein Dritter
zufolge
der Annahme eines geringen Betrages natürlich auf die ungerechteste
Weise von
der Welt einen Schuldner dahin überzeugend stimmen will, dass er
dadurch dem
Gläubiger die bedeutend größere Schuld vollkommen abgetragen habe,
(d.h. durch
Wallfahrten und nach kirchlichen Ablässen haschen).
Ich, Jesus will dir den
Johannes klarlegen, da
dieser die Erleuchtung des Heiligen Geistes voraussetzt: „Nehmet
hin den Heiligen Geist (20, 22); denen ihr die Sünden
vergebet werdet, denen sollen sie auch im Himmel
vergeben sein; denen ihr sie aber vorenthalten werdet, denen sollen sie
auch im
Himmel vorenthalten sein“ ( 20, 23).
Also lautet
der Text; wie ist aber sein Verständnis? – „Nehmet
hin den Heiligen Geist“ – heißt so viel, als: Werdet
erleuchtet mit Meiner Wahrheit; -
und heißt tiefer noch: Folget Mir in
allem nach! – (Joh. 10, 27) und am
allertiefsten
heißt es: Liebet euch unter einander, wie
Ich euch geliebt habe! (Joh. 13, 34) Denn daraus wird man erkennen, dass ihr
Meine wahrhaftigen Jünger seid, so ihr euch unter einander liebet. (Joh. 13, 35) – Siehe, das heißt: Nehmet hin den
Heiligen
Geist, denn der Herr hat kein Gebot, als das der Liebe gegeben; also
kann Er
auch unmöglich einen anderen Geist, als den der Liebe nur bieten und
geben.
Verstehst du diesen Text? – Du bejahst es Mir in deinem Herzen; gut, so
wollen
wir weiter. – „Denen ihr die Sünden
vergeben werdet, denen sollen sie auch vergeben sein im Himmel“. –
heißt so
viel: Wenn wer immer aus euch nach Meinem
Geiste der Liebe und Weisheit seinem Bruder die Schuld, welcher dieser
Bruder
gegen ihn hat, erlassen wird, so will auch Ich eben diese Schuld nicht
nur dem
schuldigen Bruder, sondern dem Erlasser
der Schuld
jeglicher Schuld von Mir nachlassen. Wenn aber im Gegenteile, was
der
zweite Teil des Textes besagt, seinem Bruder die Schuld nicht erlassen
wird, so
will aber Ich dafür auch dem Gläubiger seine Schuld vorenthalten; - wenn aber der Gläubiger sich dem, der gegen
ihn gesündigt hat, versöhnen will, der Schuldner aber will die
Versöhnung nicht
annehmen, da werde auch Ich gegen den Schuldner unversöhnlich bleiben,
so lange
er sich mit seinem Gegner nicht versöhnen will. – Siehe, das ist
die im
Himmel allein gültige Erklärung dieser Texte.
Fußnote
hierzu:
Vorenthaltung
der Sünde
Diktat am 15.3.1898 durch Franz Schumi.
„Wann
aber es einen bösen Feind gibt, an dem alle Verzeihung fruchtlos ist,
da solle
der Mensch sagen: Der Herr vergelte es dir nach deinen Werken; und
darin
besteht die Vorenthaltung der Sünde“ (ChtS
5, 232; Joh. 20, 23)
Diese Vollmachtübertragung an
Gott ist kein
Richteramt, sondern eine Vollmacht der höchsten Nächstenliebe oder
einer Liebe,
die Meiner göttlichen gleichkommt. Hiermit entäußert sich der Mensch
jedes
Rachegefühls, jeder Vergeltung, und gibt dieselben in die Hand der
ewigen Liebe
und Barmherzigkeit. Gott aber richtet niemanden, sondern belässt jeden
seiner
Freiheit; so lange aber der Mensch unversöhnlich bleibt, lebt er im
Gerichte,
denn er handelt gegen das göttliche Gesetz der Liebe und
Geistesfreiheit, das
da ist ein Gericht der Seele, weil sie nicht zur Freiheit und
göttlichen Liebe
gelangen kann, in der allein die Glückseligkeit des Himmels besteht.
Bei den Juden konnte niemand,
außer allein der
Hohepriester eine Sünde, die ein Mensch an dem anderen beging, wieder
sühnen,
und das nur zu gewissen Zeiten, und durch bestimmte Opfer, und zwei
Menschen,
die gegen einander gesündigt haben, blieben so lange Feinde, bis sie
der
Priester und das Opfer versöhnt hat. – Das war aber ein sehr misslicher
Umstand
und datierte bloß von einer sehr misslichen Auffassung des Gesetzes
her. Daher
habe Ich einem jeden Menschen die höchste göttliche Liebemacht damit
gegeben,
dass jeder seinem Beleidiger von ganzem Herzen und zu jeder Zeit
verzeihen
kann, und dass diese Verzeihung auch für alle Himmel gültig ist. Denn: „Nehmet hin den Heiligen Geist“ hieß und
heißt so viel als: Nehmet hin die höchste
Kraft meiner göttlichen Liebe; was ihr löset auf Erden, das soll gelöset sein, und es bedarf da weiter keines
Opfers und
Priesters mehr, und was ihr bindet an euer liebendes Herz, und was ihr
bindet
an die Welt, das soll auch im Himmel gebunden sein.
Was aber diejenigen
Sünden betrifft, welche ein
Mensch wider Gott und dann wider seinen eigenen Gottesgeist begeht, so
kann
diese Sünden ja doch niemand vergeben, als derjenige nur, gegen dessen
Person
sie begangen wurden; und die Sünde gegen den eigenen Geist kann
doch auch
sicher niemand anders begehen oder nachlassen, als eben der eigene
Geist
selbst, d.h. durch den vollernstlichen Willen, sich selbst aus Liebe
zum Herrn
zu verleugnen und solche Sünden fürder nimmer begehen wollen. – Was
aber eine
Sünde schnurgerade wider den göttlichen Geist betrifft, der an und für
sich die
auswirkende Liebe des Herrn ist, da wird es etwa doch klar sein, wenn
jemand
sich dem allerhöchsten, wirkendsten
Gnadenmittel
eigenmächtig entgegenstellt, dass sich dann sehr bedeutungsvoll fragen
lässt:
Durch welches Mittel soll der wohl rettbar sein, so er gegen das
Allerhöchste,
über das keines mehr ist, allerfreventlichst
ankämpft? – Siehe, das ist demnach die völlige bedeutungsvolle
Erläuterung der sündenvergebenden Texte,
welche gleichbedeutend in aller
Kürze in dem erhabensten Gebete des Herrn allerklärlichst
dargelegt ist, allda es unwiderruflich heißt: „Vergib uns
unsere Schuld, so wie wir vergeben unseren Schuldigern;“
– es heißt aber nicht: Vergib uns unsere Schuld nach dem Grade unserer
Bußwerke, also wie wir gebeichtet, genug getan, dann kommuniziert haben
und wie
uns der Beichtvater von unseren Sünden losgesprochen
hat. – In einer anderen Stelle wird sogar von einer allgemeinen
Sündenvergebung
gesprochen, da es heißt: „Seid
barmherzig, so werdet ihr Barmherzigkeit erlangen;“ (Matth.
5, 7) – welches wieder nicht heißt: Beichtet, so werden euch die Sünden
erlassen, - Und im verlorenen Sohne zeigt der Herr doch mit dem Finger,
welches
das allergültigste Mittel ist, um zur Vergebung seiner Sünden zu
gelangen;
nämlich durch die wahre liebtätige, demütige und liebeerfüllte
Umkehr zu Gott, dem allerbesten und allerliebevollsten Vater aller
Menschen! (ChtS. 3, Kap. 157)
Was den Jakobus betrifft, so
sagt er
mitnichten, dass die Gemeinde ihre anfälligen Sünden einem Ältesten der
Gemeinde beichten sollte, sondern er will dadurch nur das sagen, dass
da kein
Bruder in der Gemeinde vor dem anderen etwas insgeheim haben solle, und
soll
nicht von der ganzen Gemeinde für besser gehalten werden wollen, als er
im
Grunde wirklich ist, - Und das ist der Grund, warum der Jakobus es
anempfiehlt,
aber durchaus nicht bestimmt gebietet, dass man sich gegenseitig die
Sünden
oder Fehler bekennen solle. – Wenn aber alles dieses unwiderlegbar der
Fall
ist, was ist
demnach die Ohrenbeichte in der katholischen Kirche? Ich sage es
dir: Sie ist
nichts anderes, als eine zinstragende
Sündenbank, wo
die Menschen ihre Lebensobligationen und Schuldscheine versetzen, und
durch
dieses Versetzen sie auch durch den kirchlichen Wucher doppelt
zinserträglich
machen, einmal ein jeder für sich, der durch die Beichte sich
zwar
den Augen seiner Brüder und Nebenmenschen entzieht, auf dass sie ja
nicht
wissen sollen, wer er so ganz eigentlich seinem Inwendigen nach ist –
und ihn
somit wenigstens nach der Beichte sogleich wieder für einen
grundehrlichen
Menschen ansehen sollen; währen er doch nach der Beichte auf ein Haar
derselbe
Mensch bleibt, wie er vor der Beichte war. – Also werden alle gebeichteten Sünden
auf diese
Art nur aufbewahrt, und jeglicher Eigentümer bekommt sie im Jenseits in
so weit
gut verzinst zurück, da er auf diese Weise erstens sich selbst und dann
alle
seine Nebenmenschen betrog; - sich selbst, weil er sich nun nach
einer jeden Beichte für einen vollkommenen, der göttlichen Gnade
würdigen
Menschen ansah, und zu dem Behufe auch allzeit ein, das Gewissen
erleichterndes
Wohlgefallen an sich selbst hatte, - seine Nebenmenschen aber betrog er
dadurch,
dass diese nie wussten, wie sie so ganz eigentlich mit ihm daran waren,
und ihn
daher auch notgedrungen für viel besser ansehen mussten, als er es von
jeher
war. – Das sind
also die Zinsen, und die heißen: Doppelter Betrug; und dieser Betrug
wird noch
zu einem Hauptbetruge, welcher darin besteht, dass der also Beichtende
in den
Wahn gerät, sich vor dem Herrn vollkommen gerechtfertigt zu haben.
Ich kann dir versichern, wenn Judas, der Verräter, eine christliche
Gemeinde
gestiftet hätte, sie wäre sicher besser ausgefallen als diese, welche
nicht aus
dem Christentum, sondern nur aus dem Heidentum dadurch hervor gegangen
ist,
dass man das Heidentum mit dem Christentum nur ein wenig gesalzen hat.
Denn wie bei einer Speise das Salz den kleinsten Teil ausmacht,
so macht
auch in diesem Heidentume das Christentum den allerkleinsten Teil aus.
Das wäre
zwar noch zu passieren, wenn es nur gut wäre; aber es ist das Salz
selbst
schal, wie soll es demnach das reine Heidentum zu einem Christentum
würzen? Das Heidentum hatte viele Götter, darum mochte es auch
mit der
neuen Würze nicht bei dem einen Gotte verbleiben, sondern machte
vollkommen
drei aus Ihm, und nach diesem dreigeteilten Gotte vergöttlichte
es dann auch die Menschen (zu Heiligen), welche auf der Erde gelebt
haben, um
dadurch einen Ersatz für seine abgenützten Halbgötter und Haussklaven
(oder
Hausgötter) zu bekommen. –
Das alte Heidentum war den
Priestern überaus
einträglich; das reine Christentum aber war solcher Gewinnsucht
schnurgerade
entgegen, nachdem es doch ausdrücklich heißt: „Umsonst
habt ihr´s empfangen, umsonst sollt ihr´s auch wieder weiter geben“ (Matth.
10, 8). – Solches konnte das Heidentum nicht brauchen, daher machte es
lieber
ein Sündenregister; und weil nach dem mosaischen Gesetze zu wenig
gesündigt
ward, so gab es noch eigenmächtige schwer zu haltende Gesetze hinzu,
konstruierte dann zu dem Sündenregister und dem sehr zahlreichen
Gesetzbuche
die sündenvergebende Beichte, und leitete
durch diese
Beichte die Menschheit auf allerlei einträgliche Bußwerke hin, durch
welche
dann das allein seligmachende Pontifikat
(oder
Papsttum) mit Hilfe noch anderer einträglicher gottesdienstlicher
Zeremonien
sich zu einem solchen Welttanze emporgearbeitet hat, vor welchem alle
Könige
bebten! – Damit
aber dieses allein seligmachende
Pontifikat sich noch
unabhängiger und also auch unumschränkter wirkend aufstellen konnte, so
wusste
es durch ein vortreffliches Mittel sich ein stehendes mächtiges Heer
über eine
Million stark zu bilden, welches allerorts die Burgen, Festungen,
Städte und
Länder der Kaiser, Könige und Fürsten unüberwindlich besetze, und somit
alle
Reiche sich botmäßig und zinspflichtig machte. Das Heer sind alle die
Priester
und Mönche, und das Mittel ist das Zölibat (d.h. das Ledigsein
der
Priester). Auf diese Weise war die heidnische Kirchenmacht
unüberwindbar
begründet; - da aber doch jeder Herrscher, so er wissen will, wie es
mit seinen
Untertanen stehe, geheime Kundschafter haben muß,
so
waren solche geheime Kundschafter auch dem Pontifikate überaus
notwendig. Wer
sind aber diese Kundschafter? Siehe, das gesamte Priestertum; - und wie
heißt
das Mittel, durch welche alle die geheimen Gesinnungen
ausgekundschaftet wurden
und noch werden? – es ist kein anderes als die Beichte; - und siehe,
das ist auch
der zweite Gewinn, und das für die Beichtiger, also für das gesamte
finstere
Priestervolk. – Worin besteht dieser Gewinn? – Ich sage dir, er besteht
in
nichts Anderem, als dass für die Kirche alle die Beichtenden ganz als
eigentümlich zu Gute geschrieben werden, zugleich aber auch noch in dem
damit
verbundenen Menschenbetruge, durch welchen sie in den Wahn gebracht
werden, so
oft vor Gott gerechtfertigt zu sein, als wie oft sie nur immer
gebeichtet
haben. – Und mit eben solchem Gewinne ausgerüstet steht dann die
katholische
Priesterschaft vor dem Richterstuhle Gottes, reif in ihren
widerrechtlichen
Werken. – (ChtS. 3, Kap. 158)
Es gibt
übrigens irdischerweise
betrachtet einen Punkt, der im günstigsten Falle wohl ein
allerredlichstes
Beichtwesen entschuldigen kann, ob aber dieser Punkt dem heutigen
gedankenlosen
Beichtwesen zu Gunsten gerechnet werden kann, das ist eine himmelhoch
andere
Frage. – Der Punkt selbst aber ist das Gleichnis vom ungerechten
Haushalter,
der sich in seiner Stellung, wenn man es so recht genau betrachtet,
fast gerade
so verhält, wie ein Beichtvater zu seinen Beichtkindern. Der Herr lobte
den
ungerechten Hausvater und sagte sogar zu seinen Jüngern, dass auch sie
sich auf
gleiche Weise Freunde machen sollten am ungerechten Gute, damit diese
dann,
wenn der Herr von seinem Haushalter Rechenschaft fordern wird, ihn in
ihre
himmlischen Wohnungen aufnehmen möchten (Luk.
Kap.
16). Siehe, das ist aber auch alles, was zu Gunsten eines Beichtigers
spräche.
Und so verteidigte sich ein
abgeschriebener
Prior für sich und seine Mitbürger im Geisterreich vor dem Vater Jesus
(den er
aber nicht kannte), indem er sagte: Ich
denke auch, dass viele von meinen Beichtkindern vom Herrn sind
aufgenommen
worden, und werden sich in den himmlischen Wohnungen befinden. – Ich
war
freilich ein ungerechter Haushalter am ungerechten Gute des göttlichen
Wortes
und habe ich mich versündigt, zum Nachteil des großen Hausherrn, ich
habe mit
diesem unschätzbaren Gute gewirtschaftet, welches für mich im höchsten
Grade
als ein ungerechtes Gut betrachtet werden kann, da ich es im
buchstäblichen
Sinne des Wortes in den schändlichsten Mammon verwandelt habe. – Wie
oft habe
ich den allerbarsten Schuldnern gegen den
Herrn ihre
Schuld auf der Beichttafel ausgelöscht, ließ ihnen das Hauptkapital
völlig nach
und das lässliche kleine Kapital ließ ich den Schuldnern noch übrig,
als
welches bloß die lässlichen Sünden als zurückgebliebene Makeln von den
großen
betrachtet werden. Diese allein wurden einer eigenen Bußläuterung
überlassen; nebstbei aber dennoch auch
läuternde Mittel angewiesen,
durch welche der lässliche Schuldner gar leicht ohne alle Mühe seiner
lässlichen Schuld los werden konnte. Daß
die Kirche
eigenmächtig solche Mittel angefordert hatte, welche nicht nur ich,
sondern ein
jeder Priester in ähnliche lässlichen Schuldfällen zu gebrauchen streng
angewiesen ward, dafür kann ich wohl so wenig, als jeder andere meines
Gleichen. – Hier hast du nun alles, was ich dir geben kann; deine
Weisheit wird
besser denn all´ mein Verstand diese Sache beurteilen.
Nun spreche Ich (Jesus): Nun, lieber Freund und Bruder, Ich habe dein
Vorwort vernommen und sage dir, dass es für die Sache der Ohrenbeichte
wohl
taugt; aber wie? Das ist eine ganz andere Frage und dieses will Ich dir
alsogleich kundgeben. – Wenn der
Beichtiger im wahren Sinne
voll Liebe ist in seinem Herzen und benützt die Gelegenheit der Beichte
also,
dass er dem Beichtenden zeigt, wann und auf welche Weise ihm allein vom
Herrn
die Sünden nachgelassen werden, und zeigt ihm, dass die Beichte an und
für sich
ohne die Beachtung der freundlichst angeratenen Mittel und deren
völlige
Beachtung gänzlich wirkungslos ist, und im Gegenteile einen Sünder,
wenn er in
der Beichte die völlige Nachlassung seiner Sünden glaubt, nur noch
verstockter
und unverbesserlicher macht; - und wenn der Beichtiger dem Beichtenden
noch
dazu allerfreundlichst und liebevollst
den Rat erteilt, dass er allersorgfältigst
und
vollernstlich dahin trachten solle, dass er durch Vermeidung all´
seiner
bekannt gegebenen Sünden sich auf den Wegen, welche das Evangelium
vorzeichnet,
unabwendbar fortbewegen soll, auf welchen Wegen er allein zur
Wiedergeburt des
Geistes gelangen kann und der Beichtende dem Beichtiger darauf die
aufrichtigste Versicherung gibt, dass er alles Mögliche aufbieten wird,
um dem
Rate des Beichtigers vollkommen zu genügen und der Beichtiger dem
Beichtenden
auf solch eine ersichtlich lebendige Zusicherung im Namen der Herrn die
bekannt
gegebenen Sünden nachlässt – so ist er ein rechter Beichtiger und kann
in dem
Falle als ein ungerechter Haushalter angesehen werden.
Du fragst
hier freilich bei dir selbst, wie möglich denn in diesem Falle ein
Beichtiger
noch ein ungerechter Haushalter sein kann? – Solches kannst du zum Teil
aus den
schon von Mir kundgegebenen Verhältnissen ersehen, dem zufolge niemand
zwischen
zwei gegenseitigen Schuldnern das Recht hat, die Schuld zu tilgen,
außer, wenn
ein Dritter zwischen die zwei Schuldner tritt, und sie mit der Lehre
der Liebe
wieder vereint, und für einen armen Schuldner an einen Gläubiger aus
seiner
Kasse liebtätigst die Schuld bezahlt; -
aber
wohlgemerkt mit dem Beisatze, dass mit solcher liebtätiger
Schuldtilgung beide
Teile völlig brüderlich freundlich einverstanden sind. – Und im zweiten
Falle
ist die ungerechte Haushalterschaft eines
solchen
redlichen Beichtigers noch ganz vorzüglich aus dem Texte der Schrift zu
ersehen, wo der Herr zu seinen Aposteln und Jüngern spricht: So ihr
aber alles
getan habt, da saget und bekennet: „Wir sind unnütze Knechte!“ – Ich
meine,
dass es in diesem Falle nicht mehr nötig sein wird, dich noch tiefer
belehren
zu müssen; denn wenn du an das Evangelium nur noch einen Funken
lebendigen
Glaubens hast, so muß dir das bereits von
Mir Gesagte
als eine ewig unumstößliche Wahrheit völlig einleuchtend sein.
Du sagst
mir jetzt in deinem Gemüte: Mir ist dieses alles nun gar zu klar; aber
was soll
jetzt mit mir und uns allen geschehen, da wir samt und sämtlich nicht
können
als ungerechte Haushalter angesehen werden, indem wir, wie wir hier
sind, wohl
nie in diesem reinsten Sinne im Beichtstuhle gesessen sind ? – Ich sage
dir
aber: der Weg ist schon geöffnet und es soll dir gar bald die
Gelegenheit
werden, hier im Reiche der Untrüglichkeit einen besser gearteten
ungerechten
Haushalter zu machen, als du ihn auf der Erde gemacht hast, allwo Dir
Licht und
der lebendige Glaube im vollkommensten Maße fehlten. Siehe
hinter uns den ganzen betrogenen Laientroß, siehe die
große Menge der Laien in diesem geistigen Bezirke; dann siehe ferner
die
bedeutende Menge der Seelenschläfer in diesem geistigen Kloster eurer
falschen
(Neu-) Begründung! (zur Fortsetzung eurer irrigen Ansichten und
Meinungen).
Gehe hin und predige ihnen das wahre Evangelium (der Bibel); bringe sie
alle
hierher und du wirst dadurch den ersten Schritt tun, um ein
wahrhaftiger
ungerechter Haushalter im Reiche Gottes zu werden.
Der Prior spricht: O
du göttlicher Freund und Bruder! Wäre es denn noch möglich, dass ich
der Hölle entrinnen könnte?! – Ich spreche: Wer hat
dich denn zur Hölle verdammt? Meinst du, die Boten der ewigen
Liebe werden Solches tun? Wenn du dich selbst nicht verdammst durch
deinen
unbeugsamen Sinn (an deine kirchlichen Menschensatzungen) und wenn du, wie Ich es sehe, Liebe zum
Herrn in dir empfindest, wo ist wohl da derjenige, der über alles das
die Macht
hätte dich zur Hölle zu verdammen? Meinst du, der Herr sendet Seine
Boten der
Verdammnis wegen? O, da bist du noch in einer gro0en Irre! – Der Herr
sendet
Boten nur der Erlösung, aber ewig nie der Verdammnis willen! (vgl. Matth 18, 11; 20, 28; Gal. 1, 4; Ephes.
1, 7; 1. Tim 2, 6) Daher kümmere dich
nicht mehr um Törichtes, sondern mache deine Liebe zum Herrn hell
auflodern und
gehe hin in solcher Liebe zu deinen Brüdern und führe sie alle aus
ihren
Gefängnissen hierher und du wirst erfahren, wie der Herr Seine Kinder
richtet.
Glaube Mir, der Herr ist auch in der Hölle pur Liebe; und nicht ein
arger Geist
ist darinnen, der nicht, so er nur will, berechtigt wäre, als ein
verlorener
Sohn zum Vater zurückzukehren! – Wenn aber Solches der allergewisseste
und untrüglichste Fall ist, so wirst du wohl auch aus deiner Liebe zum
Herrn
schließen können, dass dich Seine Allmacht nicht für die Hölle
erschaffen hat;
- daher gehe nun und tue, was Ich dir gesagt habe, auf dass dir bald
eine Löse
werde! – (3. Kap. 159)
Du Petrus (ein Fels oder Wahrheit),
auf diesen Felsen will
Ich Meine Kirche bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht
überwältigen;
Dir will Ich die Schlüssel des Himmelreichs
geben; was du
lösen wirst auf Erden, das soll auch im Himmel gelöst sein, und was du
binden
wirst auf Erden, das soll auch im Himmel gebunden sein (Matth.
16, 18. 19)
Diktat durch J. Lorber,
am 25. Mai
1847)
Dieser Schrifttexte wegen
herrscht noch bis
jetzt in allen christlichen Bezirken auf der Erde der größte Irrtum und
Wahn,
denn alle ohne Ausnahme halten sich mehr oder weniger für den
Kirchfelsen
Petri, und vermeinen die wirklichen Schlüssel zum Reiche Gottes zu
haben und
dasselbe für die Hineinkommenwollenden
nach Belieben zu
öffnen oder zu schließen. Das heißt das Wort des Evangeliums nach
Willkür
(statt nach dem in ihm sein sollenden Verständnis durch den Geist
Gottes) zu
geben, zu verstümmeln, vorzuenthalten, zu untersagen, dafür
willkürliche Gebote
zu geben, und darauf die ewigen Strafen zu legen, die Menschen durch
dergleichen Gebote zu möglichst vielen Sünden zu verleiten, diese dann
nach
gleicher Willkür nachzulassen oder vorzuenthalten, und gegen gewisse
Bußwerke
sogar vollkommene Ablässe für alle begangenen Sünden zu erteilen, oder
wohl
auch vorzuenthalten! Hätte da nur jemand ein Atom groß reinen
Verstandes, so
müsste er um Meiner Gottheit willen ja doch einsehen, dass Ich, der Ich
lediglich nur das Gesetz der allgemeinen Bruderliebe bei jeder
Gelegenheit
predigte, unmöglich dem Apostel Petrus, wie allen anderen Aposteln
konnte eine
solche Vollmacht gegeben haben und eine solche Bestimmung, die sich
doch
offenbar mit der Nächstenliebe gerade also verhält, wie die Hölle zum
Himmel!
Wer Gesetze gibt, der gibt auch das Gericht; ist das Gericht Liebe? Ich
nahm ja
darum alles Gericht des Alten Testamentes am Kreuze auf Mich, auf dass
den
Menschen im Neuen Testament allein die Liebe bliebe; ist aber diese
wohl
denkbar, wo eine Milliarde Richterstühle unter den sein sollenden
Brüdern
aufgerichtet sind und, wo man hinsieht, nichts als Gesetze über Gesetze
erblickt? – Ist das Petrus, der Fels, auf dem Meine Kirche, welche
nichts
anderes ist und sein soll, als bloß nur Liebe und wieder Liebe, -
erbauet
werden solle?
Jeder, der Mich, wie Petrus,
erkennt und liebt,
ist ein rechter Fels, auf dem Ich Meine wahre Kirche, die wahre Liebe
und
Weisheit aus Mir, welche ist die Wahrheit, erbauen kann, und auch
vollernstlich
wirklich erbaue. – Wie aber soll dann irgend eine große oder kleine
Gemeinde
unter irgend einem Oberhaupte ein Fels sein, da jeder denkt und glaubt,
was er
will; wo der Eine mit den Lippen unverständliche Worte murmelt, und
solche Murmelei für ein nützliches Gebet
verkauft, der Andere
darüber flucht und spottet und lacht, ein Dritter als Richter auftritt,
und
alles in den tiefsten Grund der Hölle hinein verdammt? Kann solch eine
Gemeinde
oder ihr Vorstand der Fels sein, auf dem meine Kirche gebaut ist, die
die
Pforten der Hölle nimmer überwältigen sollen? Ich sagte: An der Liebe,
so ihr
euch einander liebet, wie Ich euch liebe, wird man erkennen, dass ihr
wahrhaft
Meine Jünger seid! Die Liebe also gab Ich als das alleinige
Kennzeichen, aus
dem man erkennen kann, ob jemand ein wahrer Fels sei, auf dem Meine
Kirche
erbaut ist; - wie soll aber dann der nun so verviefältigte
Richterstuhl unter den sein sollenden Brüdern ein Kennzeichen des von
der Hölle
nicht überwundenen Felsens Petri sein, und Meiner darauf erbauten
Kirche? – O du
entsetzlich
blinde Dummheit der Menschen dieser Zeit, die du dich von der
Hölle
unüberwunden hältst, und befindest dich allem deinem Handeln nach schon
lange,
lange, lange mitten darin!
Hätte Ich wollen eine sichtbare
Kirche damit
stiften, so hätte Ich wohl zu allen Aposteln und Jüngern gesagt: Ihr
alle seid
Petrus; - allein Solches sagte Ich ja doch gar zu handgreiflich allein
zu Petro, darum, da er der Erste war, der
Mich Meiner
göttlichen Natur nach erkannt! – Er war sonach der Erste, dem Ich in
seinem
Glauben und Vertrauen die Schlüssel zum Himmelsreiche gab, welches da
ist ein
Reich der Liebe zu Gott im Herzen der Menschen, und daraus erst die
wahre Liebe
zum Nächsten, zu welcher Liebe aber niemand ohne vorhergehende
Erkenntnis
Gottes gelangen kann, da doch sicher jedermann den zuerst kennen muß, welchen er lieben soll. –
Diese Gottes- und Nächstenliebe
ist also das
wahre Reich Gottes, die einzig wahre lebendige Kirche, die auf dem
Felsen der
richtigen Erkenntnis und des daraus abgeleiteten festen und
unerschütterlichen
Glaubens und Vertrauens erbaut ist, die freilich keine Hölle mehr
zerstören
kann; - aber äußeres gemeinschaftliches zeremonielles Parade- und
Prunkwerk von
einer sein sollenden unüberwindlichen Kirche Christi auf irgend einem
goldenen
und silbernen Felsen Petri ist eben so wenig Kirche und Fels Petri, als
die
Hölle ein Himmel, oder Kot eines Schweins ein Diamant. – Oder habe Ich
wohl je
gesagt: Am Golde, Silber, Edelsteinen, kostbaren Meßkleidern,
an großer irdischer Macht und am größten irdischen Ansehen, an den
prachtvollsten
Kirchengebäuden, Glocken und Orgeln, an der lateinischen Sprache und
dergleichen mehr wird man erkennen, dass Ihr Meine Jünger seid? –
Wahrlich,
wahrlich, so was ist von Mir nie als Kennzeichen Meiner wahren Kirche
vorhergesagt worden; durch Johannes wohl in der Offenbarung, wo von der
„großen
Hure“ die Rede ist (Offbg. 17, 1). Diese
wird doch
etwas der Fels Petri nicht sein?! – (Zur Aufklärung der diesbezüglichen
Offbg. Vergleiche 15, 9: Die sieben
Köpfe des Tieres sind
die sieben Berge, worauf das Weib sitzt und ebendaselbst Vers 18: Das
Weib,
welches du gesehen, ist die große Stadt (Rom), die Herrscherin (zu
Johannes
Zeit) über die Könige der Erde, lese das ganze Kap. 17 durch und es
wird dir
klar der Inhalt.)
Simon Jona, der ein
wahrer Petrus war, sagte zu
einem, den er mit Meinem wahren Geiste in ihm gesund machte: Gold und
Silber
habe ich nicht: aber was ich habe, das gebe ich dir! (Apg.
3, 6) Ob das nun wohl auch mit gutem Gewissen, ohne sich vor der ganzen
Welt
lächerlich zu machen, der sein wollende und sollende Nachfolger Petri
in Rom,
die Bischöfe in England, manche Superintendanten in Deutschland,
und der
mächtige Patriarchissimus aller Griechen
von sich
sagen könnten?!? – Ob sie wohl auch keine Säcke, keine Schuhe und –
keine
Stecken haben? (Luk 10, 4) – O sehet, wie
war Petrus,
und wie war seine Liebekirche auf dem Felsen seines Herzens, wo Ich
geistig
wohne, gebaut, und was war ihr Grund, und wie sind nun all´ die
gegenwärtigen
Kirchen gebaut, und was ist ihr Grund? – Ich meine, das muß
sogar ein Blinder begreifen, und auch sehen, geschweige erst einer, dem
die
Augen doch schon ziemlich geöffnet sind.
Es kommt die Zeit, wo man Gott
allenthalben im
Geiste und in der Wahrheit anbeten wird, und nicht zu Jerusalem und
nicht auf
dem Berge Garizim! – Also leset ihr auch
in der
Schrift; (Joh. 4, 20 – 24) – Demnach aber
ist dann ja
Geist, Wahrheit, rechte Erkenntnis, Glaube, Vertrauen und wahre Liebe
zu Gott
und dem Nächsten in jedes einzelnen Menschenherzen der einzig und
allein wahre
Fels und die dann von Mir Selbst darauf lebendig erbaute Kirche (d.h.
die Liebe
zu Gott und zum Nächsten), die allein der Hölle Trotz bieten kann ewig;
alles
Andere aber ist ein eitles Werk der Menschen, und gilt für ganz und gar
nichts,
und gibt gegen die Hölle nicht den allerleisesten Schutz, wenn der
wahre Fels
und die wahre lebendige, in jedem Einzelnen (im Herzen) erbaute Kirche
dabei
mangelt. – Es
ist daher auch eine eitle Frage: Welch äußere – sichtbare Kirche unter
den
vielen, die Meinen Namen führen, die rechte sei? - Die Antwort
darauf
lautet und kann ewig nie anders lauten, als: Gar keine! – Nur die
Kirche im
Herzen, die Ich gemacht habe, ist die alleinig rechte und vor der Hölle
für
ewig gesicherte; alle anderen hat die Welt ausgeheckt, gehören ihr an,
und
gelten vor Mir ewig nichts! –
Sonach sind auch die Schlüssel
zu Meinem Reiche
nur in der lebendigen allein wahren Kirche, nie aber bei deren
Vorständen zu
suchen (wie man in Rom angibt). –
Was jemand dann aus dieser
seiner eigenen, vor
Mir in seinem Herzen erbauten lebendigen Kirche für sich lösen oder an
sein Herz
aus Liebe binden wird auf der Erde seines Naturlebens und des Lebens
seiner
Brüder, das ist schon auch im Himmel gelöset
oder
gebunden, weil diese allein wahre Kirche ja schon der eigentlichste
Himmel selbst ist; oder noch deutlicher gesagt: Was immer jemand in und
aus
solcher seiner mächtigen Liebekirche verrichten wird, das wird auch im
Himmel
verrichtet sein für ewig. - Das sind demnach auch die
rechten
Schlüssel zum Himmelreiche, dass ihr Mich als euren heiligen wahrsten
Gott und
Vater erkennet, über alles liebet, und eure Brüder und Schwestern wie
euch
selbst.
Ist das bei euch der Fall, so
habt ihr Petrum, die wahre Kirche zum
Himmelreiche, voll ausgebaut,
und die echten Schlüssel zum Himmelreiche; alles Andre aber ist eine
Null! –
Dies verstehet also wohl, und lebet
darnach. Amen,
Amen.
Die
Vergebung der Sünden, über das Binden und Lösen
auf Erden.
(Joh. 20, 23; Matth.
18, 18)
Wem ihr
die Schuld vergeben werdet, dem soll sie auch vergeben sein, dem ihr
aber
dieselbe vorbehalten werdet, dem soll sie auch vorbehalten sein. Was
ihr auf
Erden binden werdet, das soll im Himmel gebunden sein, und was ihr auf
Erden
lösen werdet, das soll auch im Himmel gelöst sein.
Dieses sind Meine Worte, die
Ich gesprochen
habe zu Meinen Aposteln. Und was haben gerade diese Meine Worte für
eine
Bedeutung erhalten?! Alle Gewalt ist euch gegeben im Himmel und auf
Erden.
Welche Gewalt habe Ich gebraucht Meinen Jüngern gegenüber? Was bedeutet
das
Wort Gewalt? Das Wort Gewalt bedeutet hier dieselbe Gewalt, die Ich gebrauchte, als man Mir die Ehebrecherin
vorgeführt hat.
Kraft Meiner Gewalt habe Ich sie befreit von dem grausamen Tode des
Steinigens.
Ich habe sie Kraft Meiner Gewalt aus Gott, der Gewalt der grausamen
Nebenmenschen entzogen. Und eben diese Gewalt habe Ich euch auch den
Aposteln
und Jüngern gegeben. Ich habe ihnen die Gewalt gegeben Gutes zu tun dem
Volke,
und das Volk zu schützen vor der Gewalttätigkeit der Templer. Oder: dem
ihr die
Schuld vergeben werdet und werdet sie in den Sand zeichnen, der soll
auch von
Mir schuldlos angesehen werden; findet ihr aber, dass jemand zu strafen
ist, so
strafet, aber prüfet erst, dass Ich euch im Himmel nicht zur
Rechenschaft
ziehen muß ob eurer Ungerechtigkeit.
Fußnote hierzu:
Diktat durch Franz Schumi
30.1.1898, Graz.
Also schreibe! Ich will dir erklären den
Sinn dieser Worte,
die du nicht verstehst. Ich sagte: Ihr lasset binden, was zu
binden ist,
und lösen, was zu lösen ist, also ist Mein Wort gemeint: Ihr sollet
eure Brüder
und Schwestern liebreich beistehen in allen ihren Verirrungen und sie
unterstützen, wenn sie den Weg Meiner Liebe nicht mehr auffinden, damit
sie
nicht fallen in ihren Versuchungen, und so werden sie auf den Weg der
Gnade
gelangen. Sehet ihr aber, dass sie halsstarrig in ihren Verirrungen
sind, dann
überlasset sie ihrem Schicksale. Das wollen Meine obigen Zeilen
besagen. Also
auch bezüglich der Sünden vergeben; ihr müsset ihnen in allem
zuvorkommen, dass
sie durch eure Freundlichkeit angezogen euch freundlich annehmen und
anhören
werden. Wenn sie aber trotz aller eurer Zuvorkommenheit
euer Wort der Liebe zurückstoßen werden, dann lasset sie ihrem
Schicksale über,
und Ich werde Meine Maßregeln treffen, die sie zurecht
führen werden; so also ist es zu nehmen und nicht anders! Meine
schwachen
Kinder im Verstehen geistiger Entsprechung. Euer Vater Jesus, Amen!
Ich werde alles annehmen,
was gerecht ist, und
im Himmel, das heißt vor Mir, wird es dann als gerecht angenommen
werden. Die
ihr hier bindet in ihrer Schuld, die sollen von Mir als in Schuld
gebunden
angesehen werden; denen ihr aber die Schuld von den Herzen lösen
werdet, die
sollen auch losgelöst von aller Schuld bestehen; denn im Himmel bin Ich
Eins
mit Meinen Dienern; denn Ich bin der Herr und kann Meine Macht
übertragen an
wen Ich will. Es
soll aber Keines mehr sein als Ich Selbst und auch ihr alle seid
untereinander
gleich; denn ihr seid alle Kinder desselben Vaters, der im Himmel ist.
Deshalb
ist Keines mehr und Keines weniger, so ist in kurzen Worten der
Text
erörtert, sehet zu, dass ihr ihn recht versteht und wendet ihn an auf
euch
selbst; denn jeder
soll des anderen Knecht sein und niemand soll Herr sein wollen, weil
Ich
niemanden zu Herrn bestellt habe, sondern alle nur zu Brüdern
untereinander.
Wer des anderen Knecht ist, der ist Mein Bruder; wer aber den Anderen
ehrt, der
sündigt, denn die Ehre gehört nur dem Herrn, und Herr bin Ich ganz
allein.
Suchet nach dem Reiche Gottes in euch selbst, dann werdet ihr erringen
Gott den
Herrn, welcher wohnen wird in euch und wird euch zeigen Seine Macht und
Herrlichkeit, Amen, euer Vater Jesus, Amen.
Wiedervergeltung nach Jesu selbsteigener Aufklärung.
„Der
Glaube allein wird dich nicht selig machen, sondern die Tat nach dem
Lichte des
Glaubens, auf daß
der Glaube
lebendig werde. Mache aber auch das Unrecht, das du vielfach an deinen
Nebenmenschen begangen hast, so viel es möglich, wieder gut, so werden
dir
deine Sünden vergeben werden; - denn so lange jemand nicht den letzten
ungerechten Stater an seinen Nebenmenschen
berichtiget hat, wird er in das Reich Gottes nicht eingehen!“
Wo ein Mensch, der sein Unrecht
erkannt und
bereut hatte, unmöglich mehr das an seinen Nebenmenschen mehr gut
machen kann,
was er ihm geschadet hatte, so bekenne er sein Unrecht reuig und wahr
im Herzen
vor Gott, und bitte Ihn um Vergebung und dass Er, dem alle Dinge
möglich sind,
an dem Beschädigten den ihm zugefügten Schaden gut machen wolle und
möchte! –
So wird Gott eine solch aufrichtige Bitte auch allzeit sicher erhören
und dem
ernst gutwilligen und reuigen Bittsteller die Sünden vergeben,
besonders wenn
derselbe durch Liebewerke an denen das wieder gut zu machen bemüht ist,
was er
an denen, die für ihn nicht mehr da sind, hätte gut machen sollen. –
Wer aber
auch das nicht mehr könnte, dem soll durch eine rechte Reue und seinem
wahrhaft
guten Willen von Gott aus geholfen sein. Aber solange die Gelegenheit
noch da
ist, dass du das deinem Nebenmenschen angetane
Unrecht selbst noch gut machen kannst, da nützt dir der pure gute
Wille, die
Reue und Bitte wenig oder nichts, sondern allein die Tat. Nach dieser
erst
sollst du auch Gott um Vergebung deiner Sünden bitten, und sie werden
dir auch
von Gott aus vergeben werden, so du dir den wahren und ernsten Vorsatz
im
Herzen gemacht hast, keine Sünde mehr zu begehen, und den gemachten
Vorsatz
auch aus allen deinen Lebenskräften, die unter der Herrschaft deines
freien
Willens stehen, hältst. – Fällst du aber wieder in deine alten Sünden
von Neuem,
so bleiben dir auch alle die begangenen auf der Rechnung. – Denn hast
du auf
Erden an deinem Nächsten ein begangenes Unrecht einmal gut gemacht,
dass ihr
dann Freunde geworden seid, und begehst aber bald darauf entweder an
demselben
Freunde oder an einem Anderen ein neues Unrecht, so kommt dir auch das
schon
gutgemachte vor dem Gerichte als ein erschwerender Beweis für deine neu
begangene Sünde entgegen und du wirst so stark betraft werden, als du
für deine
erste Untat wärest bestraft worden! – Wenn aber schon die weltlichen
Richter
also ihre Urteile fällen, und das mit Recht, so wird Gott sicher mit
einem
verstockten Sünder, der sich wohl manchmal bessert und sein Unrecht
sühnet,
aber bald wieder von Neuem zu sündigen anfängt, nicht anders verfahren.
– Der Mensch kann
also nur dadurch die wahre und volle Vergebung seiner begangenen Sünden
erlangen, so er erstens seine Sünden als ein Unrecht gegen seine
Nebenmenschen
erkennt, sie bereut und nach Möglichkeit sie wieder gut macht, und
zweitens
aber dann auch Gott um Vergebung bittet mit dem ernsten Vorsatze auch
treu zu
verbleiben. – So ihr das in euren Herzen treu und wahr
vornehmen werdet, und dann auch handeln nach der Vornahme, - so werden
eure
Sünden euch im Himmel vergeben werden. (Ev. J. Ch. V. 462. 1. Aufl.)…
Schluß.
Die Ohrenbeichte ist eine staatskluge,
gewissenspolizeiliche
Erfindung des herrsch- und habsüchtigen Papsttums. Der Jesuit
Busenbaum lehrt: „Der Zweck heiligt die
Mittel“ und das Mittel ist hier die Beichte, ein Teil der Zweckes
ist
bereits vorn erläutert worden; ein anderer Teil liegt in der absurden
Moraltheologie des Jesuiten Dr. Alphonsus
Maria de Liquori bezüglich der
Frauenbeichte, die unter aller Kritik
der Gemeinschaft steht: Ferner:
In
Pfarrgemeinden auf dem Lande weiß die
priesterliche Sittenpolizei das ganze Leben, Tun und Trachten der
Pfarrgemeinde-Bevölkerung. Dadurch weiß sie selbe nach Herzenslust zu
leiten
und auszubeuten. Es geschieht nichts, was sie nicht erführe; und die
Bevölkerung ist stumm, still und dumm, und tut, was ihr zu tun befohlen
wird,
denn der Bauer betrachtet die Priester als Diener Gottes, denen wie
Gott
zugehorchen ist.
Die Ohrenbeichte aber ist
ein besonders
wichtiges Institut zur Erforschung der Vermögenszustände der Witwen,
Waisen und
einen geistigen Führer brauchenden Frauen, woraus die vielen ehrlosen
Erbschleichereien herstammen, die das grellste Licht auf die Habsucht
der
Priester werfen.
Die geheime Ohrenbeichte hat
zuerst Leo I.
(459) eingeführt, und diese zog sich langsam weiter, bis sie im Jahre
1215 auf
der Lateransynode der Papst Innocenz
III. durch den Kanon 21 als ein Gott wohlgefälliges Ergebnis seiner
Bitte zur
Bekehrung der Sünder proklamierte und diese als eine besondere Gnade
aufstellte, um glückselig zu werden und in den Himmel zu kommen.
Weil die Menschen den geistigen
Sinn der
Bibelworte und die Kniffe der römischen Geistlichkeit nicht kannten,
begrüßen
sie die befehlsweise Einsetzung der
Ohrenbeichte mit
Wohlgefallen. Dadurch
aber leisteten sie Vorschub zu den unseligen Folterungen, welche die
Menschen
unter den bekannten Namen „spanische Inquisition“ kennt, und welche die
Sklaverei des Papstes bedeutet; denn im Beichtstuhl erforschet man
alles
Mögliche; durch die Folter und auf dem Scheiterhaufen beendete man aber
die
Beichtprozedur.
Die römisch-spanische
Inquisition ist auch im
Jahre 1215 eingeführt worden.
Der
Beichtzwang.
1563. Tridenter
Synode. Das „heilige“ Gesetz der Kirche gebietet, dass die Ärzte
schwören
sollen, „keinen Kranken zu behandeln, der sich zu beichten weigert“.
Der Darwiderhandelnde soll „ehrlos und zur
Praxis unfähig“
erklärt und mit Geldstrafen belegt werden. (Siehe: Conf.
C. supra gregem,
de medicis in 7.)
Paulus schrieb: Wo
der Geist Gottes ist, dort ist die Freiheit (2. Kor. 3, 17).
Umgekehrt: Wo der Geist des Gegenpols Gottes ist, dort ist Zwang und
Sklaverei.
Ums
Geld sind die Sünden erlaubt.
Vom Jahre 1316 bis 1334
saß auf dem päpstlichen
Stuhl Johann XXII., der keine Sünden kannte, wenn dafür die Taxe zum
Sündigen
bezahlt wurde.
„Nach Billanis hinterließ
Johann XXII. einen
Schatz von 16 Millionen gemünzten Geldes und 17 Millionen an Gold und
Silberbarren. Eine Summe, die nach heutigem Wert riesengroß zu nennen
ist. Dieses Geld scharrte er zusammen durch seine taxa apostolica et penitentiaria
(d. h. die Liste der für Dispensationen und Absolutionen zu bezahlenden
Taxen).
Und da finden
sich Taxen für Ehebruch, Vielweiberei, Eltern- und Geschwistermord,
Vergiftung,
Abtreibung der Leibesfrucht, Beischlaf mit Nonnen, selbst für künftige
Sünden,
und für solche, die man im Beichtstuhle begangen, oder mit Maria der
heiligen
Jungfrau. (!)
Am Schlusse dieses Tarifes
heißt es: Hujusmodi gratiae
non concedantur pauperibus,
quia non habent,
ergo non possunt (d.h. dergleichen Gnaden
können Armen nicht zu Teil
werden, weil sie nichts haben und somit nicht getröstet werden können).
– „Daß du
verdammt seiest mit deinem Gelde“,
rief entrüstet der Apostel Petrus in Samaria
dem
Gaukler Simon zu, dass du meinst die Gabe und Gnade Gottes sei ums Geld
feil (Apg. 8, 20). Für dessen unmittelbaren
Nachfolger sich auch
solche Sündenschacher halten. (Patuzzi 790)
Zur Zeit Kaiser Josef II. (1764
– 1790) wie
früher und später, lebte Rom, wie überhaupt der Kirchenstaat, zum
größten Teil
von dem Reliquienhandel, der den Aberglauben so mächtig fördert; dann
von den
gänzlich unnützen Ablässen, und den Dispensionsgeldern,
wobei der sehr bemerkenswerte Umstand eintritt, dass irgend etwas
sündhaft ist,
sogleich aber aufhört es zu sein, sobald man für die Erlaubnis zu
sündigen,
seine Silberlinge bezahlt hat.
Daher zum Beispiel die
Ehehindernisse, die kein
politisches Gesetzbuch kennt. (Patuzzi
1116). Und
davon geben Zeugnis die fortwährenden Ehedispensen
in
Rom, wenn die verlangte Geldsumme erlegt und eingesandt wurde. Nun wie
verhält
es sich dann mit dem Spruch: „Die Ehen
werden im Himmel geschlossen?“ – Wenn das Geld auch ungültige Ehen
gültig
macht, wie die Beispiele aus Rom beweisen, dann missbraucht der Papst
seine
menschliche Gewalt gegen die göttliche im Himmel, indem er meint, dass
er kann
seine weltliche Macht gegen Gott erheben und ums Geld, die göttlichen
Beschlüsse im Himmel in den Augen der Leichtgläubigen entkräftigen
und zunichte machen. In diesem Falle glaubt der Papst ein Obermeister
im Himmel
des Geldgötzen Mammon zu sein, da er an die ewige Unabänderlichkeit des
göttlichen Waltens und an Gott nicht glaubt.
Und wieder muß man
wiederholen: Petrus sagte zum Zauberer Simon: Daß du verflucht seist,
dass du glaubst, die
Gnaden Gottes seien um´s Geld feil! –
Der Papst
dagegen tut alles nur ums Geld (Simonie) und kümmert sich um Petri
Fluch gar
nichts; somit ist der Papst ein vollechter Nachfolger eines solchen
Petrus, der um´s Geld alles feil bietet
und tut! – nicht aber des
Petrus Jonas Sohnes von Bethsaida.
Schöne Aufklärungen über die Beichte liest man
im Lutherbuch (Christlich Theosophische Schrift). |